Männer mit Gender-Feeling

Der „Frauenstudiengang Informatik“ sucht wieder eine Leiterin – die Berufungskommission der E-Techniker an der Hochschule Bremen setzte wieder einen Mann auf Platz 1 der Berufungsliste

von Klaus Wolschner

An der Hochschule Bremen steht wieder Krach ins Haus: Zum zweiten Mal soll die Leitungsstelle für den „Frauenstudiengang Informatik“ mit einem Mann besetzt werden. Vor fünf Jahren führte dasselbe Thema schon einmal zu Schlagzeilen. Der Studiengang E-Technik scheint wenig daraus gelernt zu haben – auf der letzte Woche vom Fachbereichsrat abgesegneten Berufungsliste steht ein Mann vorn.

Dabei will die Hochschule Bremen das tun, wovon andere nur reden: fachspezifische Ausbildung von Frauen auf einem Feld, das eine Männerdomäne zu sein scheint. Da sind Mathe-„Einser“-Abiturientinnen genauso angesprochen wie Frauen, die nach einer Familienphase einen beruflichen Neueinstieg suchen. Die Hochschule – Männeranteil unter den Lehrenden rund 85 Prozent – wirbt damit, dass Frauen hier gezielt ausgebildet werden.

Als der Studiengang vor sechs Jahren gegründet wurde, da wollte einer der an der Hochschule verdienten Professoren auf die – besser dotierte Stelle im Frauenstudiengang hochrutschen. Der Fall wurde öffentlich, es hagelte Proteste, Bildungssenator Willi Lemke erklärte, er werde keiner Liste zustimmen, bei der ein Mann auf Platz eins stehe. Am Ende gab es einen Deal: Die Stelle des internen Aspiranten wurde auf „C3“ hochgestuft und er damit finanziell befriedigt, auf die Leitungsposition im Frauenstudiengang wurde eine Frau berufen, Ingrid Wetzel.

Die war offenbar wirklich sehr gut – nach vier Jahren bekam sie auf ihrem Fachgebiet einen Ruf an die Universität Hamburg. Das ist ein Aufstieg, von dem andere Lehrkräfte der Hochschule träumen – weniger Stunden Lehre, mehr Forschungsfreiheit, höhere Reputation, mehr Geld.

In Bremen musste die umstrittene Stelle „Software Technik“ neu ausgeschrieben werden, in der Berufungskommission sitzt der Mann, der damals der Chef des Frauenstudiengangs werden wollte. BewerberInnen wurden gesichtet – die Berufungskommission setzte einen Mann auf Platz eins.

Anna Müller, Frauenbeauftragte der Hochschule, will zu dem konkreten Fall nichts sagen. „Wir sind im internen Prozess“, sagt sie nur. Die Zusammenarbit mit Ingrid Wetzel sei sehr gut gewesen, bei dem Studiengang komme es sehr auf eine „gendersensible Didaktik“ an, deutet sie ihre Position an. Für das Buch „Hochschulinnovation“ hat sie gemeinsam mit Ingrid Wetzel einen Aufsatz über das Bremer Modellprojekt „Frauenstudiengang“ geschrieben.

Insgesamt hat sich die Hochschule per Beschluss des Akademischen Senats vorgenommen, bis 2008 den Frauenanteil unter den Lehrenden auf 20 Prozent hoch zu drücken. „Wir werden das nicht erreichen angesichts der Berufungspolitik“, meint die Frauenbeauftragte heute schon etwas resigniert. Ihre interne Stellungnahme liegt beim Rektor der Hochschule.

Auch der Dekan des Fachbereichs, Ulrich Breymann, will Details nicht sagen. Nur soviel: „Ich habe erklärt, dass ich als Dekan nicht einverstanden bin mit dieser Liste.“ Nun muss der Rektor einen Konsens in der Hochschule finden – oder die Liste mit seinem Kommentar an den Wissenschaftssenator weiterreichen.