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■ QuerspalteMänner, Macher, Moleküle

Alles wie im richtigen Leben: Der Professor ist ein Schwein, der die Meriten einheimst, während die anderen sich die Labornächte um die Ohren schlagen. Die Doktorandinnen sind bezaubernd und huschen neckisch ärschelnd über die Flure. Die Herren Forscher sind graumeliert und riskieren hinter dicken Brillengläsern verstohlen-lüsterne Blicke. Gemeinsam kämpfen sie gegen Atombomben und Killeralgen, gegen Riesenforellen aus dem Genlabor und drohende Meteoriten-Einschläge in New York City. Und immer mal wieder kopulieren sie in karierten Söckchen zwischen Overheadprojektoren und Reagenzgläsern auf dem kalten Labortisch. Oder sie verschieben Forschungsgelder, klauen tiefgekühlte Embryonen und schießen sich mit abgesägten Schrotflinten tot.

So ähnlich stellt sich Nobelpreisträger Leon Lederman (74) vom Fermi Laboratory in Chicago seine neue Fernsehserie über den Alltag der Forschung vor, für die er in den USA fieberhaft einen Produzenten sucht. Der renommierte Teilchen- Physiker will uns zeigen, daß Wissenschaftler keine vertrottelten Idioten sind, sondern „richtige Menschen“ mit „Warzen und Heiligenschein“. Deshalb gibt's in seiner Serie auch Sex und Gewalt. Sein Hauptproblem: „Es wird schwierig sein, die Leute zu überzeugen, daß Wissenschaftler etwas mit Sex zu tun haben.“ Wo die doch sonst nur das Liebesleben der Rotbauchunke analysieren.

Wir begrüßen Ledermans Serie aufs schärfste und schlagen schon mal eine deutsche Fassung mit Juhnke und Dolli Dollar vor. Es beruhigt uns, daß die Zuschauer nicht die Namen aller Planeten auswendig lernen müssen. Daß Lederman ihnen „ein wenig Wissenschaft“ nahebringen will, ist indes pädagogisch-didaktischer Klimbim, worauf wir zugunsten einer kräftigen Prügelei im Teilchenbeschleuniger oder einer Sexszene im Institut für Samenspender gern verzichten.

Die Ablösung der „Schwarzwaldklinik“ durch „Männer, Macher, Moleküle“ steht an. Lederman, übernehmen Sie! Manfred Kriener

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