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Machtkampf der Fifa in der Karibik Gekapertes House of Football

Die Fifa setzt in Trinidad und Tobago eine Normalisierungskommission ein, um den aufmüpfigen Verband nach eigenem Gutdünken zu lenken.

Bekanntes Duell: Trinidad und Tobago (rot) gegen Panama beim CONCACAF-Turnier 2018 Foto: Zuma Wire/imago

D iese Meldung hat Brisanz, auch wenn sich ihre Bedeutung vermutlich nicht sofort erschließt: Noch in diesem Oktober wird das Frauenfußballteam von Trinidad und Tobago zwei Freundschaftsspiele gegen Panama austragen! Ja, doch, wirklich! Und zwar, jetzt kommt’s, werden beide Teams im „House of Football“ untergebracht werden, fußläufig zum Boldon-Stadion in der Stadt Couva auf Trinidad!

Wem sich noch nicht erschließt, was daran spannend sein könnte, dem sei gesagt, dass es um dieses 2019 eröffnete House of Football heftigste Streitereien gab, in die sich der Weltfußballverband Fifa einschaltete. Wenn man weiß, dass die Fifa nicht zuletzt wegen der Umstände, unter denen es zum House of Football kam, eine „Normalisierungskommission“ einsetzte, die faktisch die Trinidad and Tobago Football Association (TTFA) übernahm, dann ahnt man, für welche Normalität die jüngsten Heimländerspiele stehen.

Dem Zugriff der Fifa war ein verbandsinterner Machtwechsel vorausgegangen: Ein neuer TTFA-Präsident, William Wallace, war im November 2019 gewählt worden. Sein Vorgänger, David John-Williams, war eng mit der Fifa und dem Kontinentalverband Concacaf verbandelt. Wallace hingegen, der schon U23-Trainer war, gehört zur Verbandsopposition, die sich „United TTFA“ nennt und die John-Williams Korruption vorwarf.

Dieser hatte stolz das House of Football eröffnet, und Fifa-Präsident Gianni Infantino, dessen Verband etwa 2,5 Millionen Dollar zugeschossen hatte, war zur Feier angereist. Zwei Wochen später, mittlerweile war Wallace TTFA-Präsident, wurde das House of Football geschlossen.

Suspendierter Verband

Die Fifa wähnte, dass hier ein Verband illegitimerweise aus seinem Herrschaftsbereich ausschere, und griff nach drei Monaten Amtszeit von Wallace ein: Sie suspendierte den Verband, keines seiner Teams durfte international spielen. Und sie setzte besagte Normalisierungskommission ein, die die TTFA-Statuten denen der Fifa anpassen soll.

Der verbleibende Verband ging vor das Oberste Gericht von Trinidad und Tobago. Aber wenn staatliche Gerichte Verbands­praktiken überprüfen, gilt das der Fifa als verbotene Einmischung der Politik. Die entmachtete TTFA und die mächtige Fifa verhandelten. Ergebnis: Die TTFA zog die Klage zurück, die Suspendierung wurde aufgehoben, die Normalisierungskommission arbeitet weiter.

Am vergangenen Wochenende beim TTFA-Verbandstag haben Fifa und ihre Kommission die Schrauben fester gezogen. Die Fifa war bei dem Online-Verbandstag anwesend: ohne sich vorzustellen, mit ausgeschalteter Kamera und unter dem User-Namen „Sophia“. Aber sie kommunizierte, dass die TTFA mit Fifa-Geldern rechnen könne, wenn sie endlich die verhasste Normalisierungskommission anerkenne. Ein Angebot, das die Delegierten nicht ablehnen konnten. Die Normalisierungskommission bleibt nun im Amt, bis sie die TTFA-Wahl so organisiert hat, dass ein Kandidat gewählt wird, der zum Weltfußball und seinem Verband passt.

Ab jetzt wird der Fußball wieder aus dem House of Football regiert – ohne Opposition, ohne staatliche Behörden, aber mit freundlichen Zuwendungen aus Genf. Die neue Normalität beginnt mit den Spielen gegen Panama. Zwar ohne Zuschauer, aber daran ist ja Corona schuld, nicht die Fifa.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989

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