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THOMAS MAUCH
Die folgenden Zeilen können natürlich gleich gegen den Autor verwendet werden, und der sollte sich gar nicht erst damit herausreden zu wollen, dass Musik eben eine Geschmacksfrage sei. Es treten also auf: Männer. Und zwar vornehmlich in einer gewissen Altsäckigkeit. Männer, die sich vornehmlich in einer Musik umtun, die man eigentlich doch weitgehend als überwunden zu haben geglaubt hat. Man kann Rock dazu sagen. In einem weiteren Sinne. Weil da ein David Grubbs beispielsweise schon recht weite Wege gelaufen ist, von dem Hardcore-Existenzialismus mit Bastro, den Dekonstruktionen zusammen mit Jim O’Rourke bei Gastr del Sol, den Experimenten mit The Red Krayola hin zu den scheinbar zur Ruhe gekommenen und ganz konzentrierten Liedern, so distinguiert, dass man sich auch mal fragen kann, was denn nun guter Geschmack und Qualität im Rock verloren haben. Beste Zen-Antworten gibt darauf David Grubbs im Trio mit den italienischen Musikern Andrea Belfi und Stefano Pilia am Donnerstag im Westgermany (Skalitzer Str. 133, 21 Uhr, 15 Euro, Konzert wurde verlegt vom Haus Ungarn).
Noch mehr Männer. In Form eines Brüderpaars aus Illinois, das sich für die Bühne Tweak Bird nennt. Zu hören gibt es bei ihnen einen Brachialrock mit lässig heruntergeschluckten Black Sabbath, und nachgespült wird das mit einem bezaubernd sonnigen Gesang, der sich statt an Ozzy viel mehr an The Mamas and the Papas orientiert. Was zusammen mit den Neigungen zum stumpfen Boogierock und Metaljazz eine schön krude Mischung ergibt, am Samstag bei der Visions-Party im Magnet (Falckensteinstr. 48, 21 Uhr, 12 Euro). Vielleicht noch ein wenig kruder und bestimmt krachiger sollte es gleichfalls am Samstag im Neuköllner N. K. werden, wo ein Trio mit dem merkwürdigen Namen Merkwürdig Riechen einen brodelnden Kochtopf mit Postpunk, einem zertanzten Mussolini, dem Quengeln von durchdrehenden einarmigen Banditen und sonstigen Störgeräuschen auftischt (Elsenstr. 52, 22 Uhr).
Und zur Komplettierung der musikalischen Rasterfahndung: Camper Van Beethoven. Schönster spleeniger Collegerock mit Unterbrechungen seit 1983, den man auch mit angegrauten Schläfen noch spielen darf oder eben wieder, tricky, melodiös, geschichtsbewusst mit Country-Fideln und Progrock-Breaks. Und einem Herz für wehmütige Rocker, dass einem ganz weich in den Knien wird. Also mir. Halt eine Geschmacksfrage. Am Sonntag im Privatclub (Skalitzer Str. 85, 21 Uhr, 18 Euro). Aber man kann sich ja auch anderswo hinwenden.
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