■ Mit Sturzfliegern auf du und du: MP zieht Airline runter
Hamburg (taz/dpa/ap) – Nach dem Konkurs der MP Travel Line und der MP Touristik ist nun auch die regionale Linienfluggesellschaft Hamburg Airline pleite. Die Geschäftsführung hat gestern beim Amtsgericht Hamburg Vergleich für die GmbH&Co.KG beantragt. Im Gegensatz zum Konkursverfahren bietet ein Vergleich die Möglichkeit zur Rettung eines zahlungsunfähigen Unternehmens, wenn sich die Gläubiger von dem Sanierungskonzept der Pleitiers überzeugen lassen.
Im Fall der Hamburg Airlines dürfte den Gläubigern kaum etwas anderes übrig bleiben, wenn sie von ihrem Geld mehr wiedersehen wollen, als bei einer Versteigerung des gebrauchten Fluggeräts hereinkäme. Denn was an flüssigen Geldmitteln bei der Hamburg Airlines GmbH&Co.KG, die seit ihrer Gründung vor fünf Jahren beständig rote Zahlen schrieb, noch vorhanden war, wurde zur Muttergesellschaft Saarland Airlines AG transferiert und dort mit deren liquiden Mitteln zusammengelegt und eingefroren.
Hamburg Airlines habe keine Möglichkeit, unabhängig von Saarland Airlines über Gelder zu verfügen, hieß es gestern entschuldigend in einer Presseerklärung der Hamburger Sturzflieger. Der Saarland Airlines fehlten aus dem Konkurs der beiden MP-Touristikunternehmen fünf Millionen DM.
Hamburg Airlines, heute eine 100prozentige Tochter der Saarland Airlines, wurde von dem Hamburger Selfmade-Unternehmer Eugen Block gegründet, der mit einer Steakhaus-Kette und dem Hamburger Nobelhotel Elysée erfolgreich wirtschaftet. Als die Verluste seiner Fluggesellschaft vergangenes Jahr zu groß wurden, diente er die Fluglinie der Saarland Airlines an, die ihm im Gegenzug eine 28-Prozent-Beteiligung gewährte. Anteile an Saarland Airlines halten außerdem der Nürnberger Modehausbesitzer Hans-Rudoph Wöhrl sowie saarländische Investoren. Block hatte sich in den vergangen Wochen gegen eine Beteiligung der Saarland Airlines an der MP-Travel-Auffanggesellschaft MP-Touristik gewandt.
Mit sieben Turboprop-Maschinen vom Typ Boeing Dash 8 bedient Hamburg Airlines Nebenstrecken wie Hamburg– Riga oder Hamburg–Dresden. Ein Hauptproblem der Gesellschaft war stets die Betriebsgröße: Sie ist zu klein, um durch große Umsätze die Kosten hereinzuholen, und zu groß, um auf der Kostenseite echte Vorteile zu erreichen. Das Unternehmen erzielte 1992 einen Umsatz von rund 65 Millionen DM und transportierte 250.000 Fluggäste. Anders als den 170 Beschäftigten können die Probleme der Hamburg Airlines den Passagieren egal sein: Die Flugscheine der Liniengesellschaft sind nach Angaben des Hamburg-Airlines-Sprechers Cord Schellenberg auch bei anderen Linienfluggesellschaften gültig.
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