MONBIJOUPARK: Atelierhaus gerettet
Der geplante Abriss des 50er-Jahre-Baus ist vom Tisch: Mittes Bezirkspolitiker wollen die kulturelle Weiternutzung. C/O Berlin macht sich Hoffnung.
Berlin darf seine Basis behalten: Das Atelierhaus im Monbijoupark, in dem zur Zeit die Ausstellung "based in Berlin" gezeigt wird, soll nun doch nicht abgerissen werden. Am Donnerstagabend sprach sich die Bezirksverordnetenversammlung Mitte mit überwältigender Mehrheit für eine Weiternutzung des Gebäudes aus, das in den 50er Jahren für die Kunsthochschule Weißensee errichtet worden war. Einem Dringlichkeitsantrag der Linken folgend, beschlossen die Bezirkspolitiker, den für August geplanten Abriss zu stoppen. "Es ist gelungen, eine rechtliche Grundlage für eine dauerhafte kulturelle Nutzung des Atelierhauses zu legen", sagte Thilo Urchs, Linke-Fraktionsvorsitzender in der BVV, am Freitag der taz. Abgeordnete der Grünen stimmten gegen den Vorschlag - sie wollten lieber an dem im geltenden Bebauungsplan vorgesehenen Abriss festhalten, um zusätzliche Grünflächen für die Spandauer Vorstadt zu gewinnen.
Dass das schlichte Haus mitsamt dem riesigen Bunker aus der Nazizeit für die Kultur erhalten bleibt, freut besonders die Galerie C/O Berlin. Die im Postfuhramt an der Oranienburger Straße ansässige Fotogalerie sucht nach einem neuen Standort, seitdem das Gebäude 2010 an die israelische Investmentgruppe Elad verkauft wurde. Schon vor einem Jahr hatte sich C/O für das Atelierhaus und den Bunker interessiert, hatte aber eine Absage kassiert: "Damals hieß es, dass am geplanten Abriss nicht zu rütteln sei", sagt C/O-Sprecher Mirko Nowak. Dass sich der Bezirk nun anders entschieden habe, liegt seiner Meinung nach daran, dass die Ausstellung "based in Berlin" zeigt, wie gut das nach Plänen des Architekten Hans Scharoun errichtete Haus für die Präsentation zeitgenössischer Kunst geeignet ist. Auch C/O hat die Ausstellungsflächen bereits genau inspiziert - "der unterirdische Bunker zusammen mit dem Haupthaus als Eingangsbereich wäre eine erstklassige Adresse für Fotografieausstellungen", schwärmt Nowak. Die Galerie will nun ein Konzept für den Standort entwickeln und sich damit bei den zuständigen Stellen ins Gespräch bringen. Angesichts der jüngsten Erfahrungen mit dem Investor, der immer nur kurze Mietvertragsverlängerungen gewährt, will C/O am möglichen neuen Standort mehr Planungssicherheit haben. "Eine Miet- oder Pachtdauer von 15 bis 20 Jahren wäre ideal", sagte Nowak. "Aber auch fünf Jahre sind besser als nichts." Zeitlich könnte es für die Galerie, deren Mietvertrag im Postfuhramt zum Jahresende ausläuft, allerdings eng werden: Bis August läuft im Monbijoupark noch die aktuelle Schau. Verhandlungsgespräche und Umbau noch in diesem Jahr zu schaffen, hält Nowak aber nicht für unrealistisch: "Wir waren auch wahnsinnig schnell, als wir damals ins Postfuhramt eingezogen sind."
Dass es so schnell gehen wird mit einem neuen Mieter, bezweifelt Dorothee Dubrau. Die ehemalige grüne Baustadträtin setzt sich seit Jahren für den Erhalt des Atelierhauses ein - und befindet sich damit im Widerstreit mit ihren Parteifreunden. Dubrau, die an der Kunsthochschule Weißensee studiert hat, will das Gebäude als Musterbeispiel der Nachkriegsmoderne erhalten und für die Öffentlichkeit nutzbar machen. Für sie ist das wichtiger als die Gewinnung von ein paar Quadratmetern zusätzlicher Grünfläche im von Gastronutzung überwucherten Monbijoupark. Der quartierssuchenden C/O-Galerie will sie aber kein automatisches Vorrecht geben, sondern fordert ein öffentliches Ausschreibungsverfahren. "Die Verhinderung des Abrisses ist ein erster Erfolg", sagt Dubrau, "aber jetzt müssen wir sämtliche Konzepte prüfen, um den geeignetsten Kandidaten zu finden. Das wird kein schneller Prozess."
Während für das Atelierhaus die Gefahr gebannt ist, kommen Rettungspläne für das ehemalige Postfuhramt zwischen Oranienburger-, Tucholsky- und Auguststraße zu spät. Eine Bürgerinitiative hat Unterschriften gegen Investorenpläne für die Errichtung eines Appartment- und Hotelkomplexes in dem historischen Bau gesammelt. Die vom Investor geplanten Umbauten aber sind, nach Modifizierungen, vom Bezirk bereits genehmigt.
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