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MIT WESTAFRIKA AUF DU UND DUNigeria mit Satelliten

■ Westafrika und seine Wirtschaftsgemeinschaft

Berlin (taz) — Wenn heute das 15. Gipfeltreffen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) in Senegals Hauptstadt Dakar zu Ende geht, wird Westafrika dem Traum der Integration höchstens einen Trippelschritt näher sein. Wie kaum ein anderer Teil der Welt leidet dieser 6,5 Millionen Quadratkilometer große Wirtschaftsraum zwischen Senegal und Nigeria mit seinen 150 Millionen Menschen an Kleinstaaterei, die die traditionellen Handels- und Migrationsströme über lange Entfernungen behindert.

Zwar wird in den ECOWAS-Erklärungen unter Bezug auf Maastricht von visafreiem Reiseverkehr und einer gemeinsamen Währung bis zum Jahr 2000 gesprochen und der Umstand beklagt, daß nur fünf Prozent des westafrikanischen Außenhandels zwischen den Mitgliedstaaten abläuft, doch gerade der Umstand, daß es sich um eine Gemeinschaft von Staaten handelt, die alle auf ihre nationale Souveränität pochen und zur Abwendung des immer wieder drohenden Bankrotts auf fette Zolleinnahmen angewiesen sind, bildet zu diesen Zielen einen Widerspruch. Die Durchführung der Strukturanpassungsprogramme, die in allen Ländern auf der Tagesordnung steht, bedeutet vor allem: Eindämmung des Schmuggels und Verhinderung der privaten Aneignung von Zollgeldern durch raffgierige Militärs. Aber schon seit jeher blüht in ganz Westafrika ein lukrativer „Schwarzhandel“ mit allem, was sich bewegen läßt — von Textilien und Vieh bis zu Edelhölzern und Rohöl. Unzählige Kleinunternehmer und Mittelständler verdienen sich auf diese Weise eine goldene Nase und sorgen dafür, daß Westafrikas Märkte immer gut bestückt sind. Die Versuche, den Außenhandel unter Staatskontrolle zu bringen, schwächen diesen dynamischsten aller westafrikanischen Wirtschaftszweige.

Größter Schwarzhändler der Region ist mittlerweile Charles Taylor, Anführer der liberianischen Guerilla „National Patriotic Front“, der 90 Prozent Liberias kontrolliert und das Land mit Hilfe multinationaler Unternehmen aus Europa und Nordamerika ausplündert. Genau deswegen wird er von einer nigerianisch geführten Eingreiftruppe der ECOWAS bekämpft, die in Liberias Hauptstadt eine eigene Regierung installiert hat. Damit werden aber Befürchtungen verstärkt, bei der ECOWAS handele es sich vor allem um eine Satellitenorganisation von Nigerias Gnaden, mittels derer gefügige Regierungen an der Macht gehalten werden sollen. Nigeria ist bevölkerungsreicher und stärker als alle anderen westafrikanischen Länder zusammen. Und niemand geringeres als Benins respektierter, demokratisch gewählter Präsident Nicephore Soglo tönte im März: „Meine Vision Westafrikas ist die Vision eines starken Nigeria mit einer regionalen Mission. Wir wollen Teil des großen und noblen Unternehmens der regionalen Integration sein, das von Nigeria ausgeht.“ D.J.

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