MIT MEGA-PROJEKTEN AUF DU UND DU: Symbol verfehlter Politik
■ Sardar-Staudammbau gefährdet Umwelt und Menschenrechte
Washington (dpa/taz) — Eine unabhängige Gutachterkommission hat die Weltbank aufgefordert, von dem umstrittenen indischen Staudammprojekt in Sardar Sarovar zurückzutreten. Das im Bau befindliche Bewässerungsvorhaben könne katastrophale Folgen für die Umwelt im Nordwesten Indiens haben — so lautet das Fazit der Studie, die der Kommissions-Vorsitzende, der frühere Leiter des UNO-Entwicklungsprogramms Bradford Morse, am Donnerstag präsentierte. Das insgesamt elf Milliarden US-Dollar teure Damm- und Kanal-Projekt, das von der indischen Regierung mit Unterstützung der Weltbank forciert wird, wird seit Jahren von Umweltgruppen und Menschenrechtsorganisationen kritisiert.
Unter den Wassermassen sollen rund 100.000 Hektar Land verschwinden, die Hälfte davon Ackerland. Der neunmonatigen Untersuchung zufolge kann der Damm beispielsweise zu einer Vermehrung der Malaria-Krankheit beitragen und die Hilsa-Fischerei an der Westküste zum Erliegen bringen. Gemessen am Umweltschutz und den Menschenrechten, erreiche das Projekt nicht einmal jene Standards, die sich Indien und die Weltbank gesetzt hätten, befand die Kommission, die vom früheren Weltbank-Präsidenten Barber Conable eingesetzt worden war. Insgesamt werden 100.000 Menschen durch den Dammbau und weitere 140.000 durch den Kanal ihr Land verlieren. Ursprünglich war vereinbart worden, Bauern Ersatzland anzubieten — zwei der drei Bundesstaaten wollen aber nur die Landbesitzer entschädigen und nicht die Stämme, die das Land bearbeiteten. Mehr als der Hälfte der durch das Bauvorhaben Vertiebenen stünde laut dem Untersuchungsbericht keinerlei Entschädigung zu. Und auch die Nutzung als Trinkwasserspeicher scheint mehr als fraglich zu sein: Obwohl Trinkwasser für 40 Millionen InderInnen in den drei Staaten Gujarat, Madhya Pradesh und Maharashtra geliefert werden soll, sind die Wasserleitungen zu den Dörfern erst in der Entwicklungsstufe.
Als Reaktion auf den Bericht erklärte Weltbank-Präsident Lewis Preston, eine weitere Unterstützung des Projekts sei zwar gerechtfertigt; sie solle aber nur dann fortgesetzt werden, wenn beim Weiterbau die Probleme der Umsiedlung und Umwelt verantwortlich gelöst werden könnten. Für ihren Kampf gegen das Wasserbauvorhaben hatte die „Bewegung zur Rettung der Narmuda" und ihre Repräsentantin Medha Patkar im letzten Jahr den Alternativen Nobelpreis erhalten. es
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen