MIT DEN US-AIRLINES AUF DU UND DU: Abstürzende Giganten
■ Mit TWA drei US-Linien unter richterlicher Aufsicht
New York (dpa/ap/taz) — Der unerbittliche Kampf der Giganten am Himmel bringt immer mehr US- Fluggesellschaften ins Trudeln: Die US-Linie Trans World Airlines (TWA) hat zum Wochenende ein Vergleichsverfahren nach Paragraph elf des amerikanischen Konkursrechts beantragt. Damit erlangt die hochverschuldete Gesellschaft Schutz vor ihren Gläubigern, kann aber unter richterlicher Aufsicht weiteroperieren und saniert werden. Wie TWA-Chef Carl Icahn erklärte, will er die Schulden des Unternehmens um eine Milliarde US-Dollar (rund 1,6 Mrd. Mark) senken und die Zinszahlungen um jährlich 160 Millionen Dollar verringern. Damit würden sich die Überlebenschancen des Unternehmens verbessern, sagte Icahn. Alle Gläubiger hätten dem Verfahren zugestimmt. Icahn geht davon aus, die Reorganisation in sechs Monaten abschließen zu können.
Damit operieren bereits drei USA-Fluggesellschaften unter Aufsicht eines Richters. Die beiden anderen sind Continental Airlines (Houston) und America West Airlines (Dallas). Vier weitere Gesellschaften sind im Zuge der Krise der US-Luftfahrt seit 1989 vom Markt verschwunden: Im vergangenen Jahr wurden Pan American World Airways, Eastern Airlines und Midway liquidiert und bereits 1989 Braniff Airlines.
Die TWA will indes den Flugbetrieb fortsetzen. Sämtliche Flugscheine und Gutschriften würden honoriert, versicherte Icahn seinen verunsicherten Kunden; es würden keine Flüge gestrichen und auch keine Mitarbeiter entlassen. TWA verfügt angeblich noch über ein Bargeldpolster von 500 Millionen Dollar; im Laufe der nächsten Tage sollen weitere 100 Millionen Dollar durch den Verkauf der TWA- Routen zwischen Philadelphia, Baltimore und London in die Kassen fließen. Außerdem rechnet die TWA fest mit einem Bankkredit in Höhe von 200 Millionen Dollar.
Dennoch begann mit der Vergleichsentscheidung ein neues Kapitel in der Geschichte der Fluggesellschaft, die einst den ganzen Erdball umflog und den Financier Howard Hughes zu ihren Hauptaktionären zählte. TWA ist seit 1985 nicht mehr an der Börse notiert. Damals erwarb Icahn das Unternehmen in einem sogenannten Leveraged Buyout (einem Herauskauf von Krediten) und steckte dabei 469 Millionen Dollar in die eigene Tasche, so daß die Schulden scharf anstiegen. Die Schieflage des Unternehmens hatte sich 1986 verschlimmert, als es von Mehrheitsaktionär Carl Icahn übernommen wurde. TWA verhandelte seit mehreren Monate mit seinen Gläubigern — allerdings ergebnislos. es
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