MIT DEM NORD-SÜD-DIALOG AUF DU UND DU: Ein Nullsummenspiel
■ UNKTAD: Neue Weltwirtschaftsordnung nicht in Sicht
Cartagena (ap/ips/taz) — Bei der UNCTAD-Runde in der kolumbianischen Küstenstadt scheint alles beim alten zu bleiben. Die rund 3.000 Delegierten aus 160 Mitgliedsstaaten kommen auf der achten UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) der Lösung ihrer Probleme keinen Schritt näher. Die ökonomische Lage in der Dritten Welt hat sich dramatisch verschlechtert; die westlichen Industrienationen sind kaum zu Konzessionen bereit und pumpen ihre finanziellen Mittel derweil lieber nach Osteuropa. An den Machtverhältnissen hat sich nichts geändert; die Entscheidungen über Welthandel und Schuldenkrise werden längst in anderen Gremien gefällt — so bleibt für das Treffen lediglich ein Bündel von Berichten, Warnungen und Versprechungen übrig. Eine neue Weltwirtschaftsordnung ist nicht in Sicht.
So warnten afrikanische Delegierte vor den Gefahren des Wirtschaftsliberalismus und verlangten neue Wege der internationalen Zusammenarbeit, um eine Verschärfung der Ungleichheit zwischen Nord und Süd zu vermeiden. Als Ziel der neu zu schaffenden Bündnisse, erklärten übereinstimmend der simbabwische Finanzminister Bernard Chidzero, der frühere französische Regierungschef Michel Rocard und der Chef der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB), Enrique Iglesias, müsse die Massenarmut bekämpft werden. Während Rocard aber eine Ausweitung der Finanzhilfe der reichen Länder und internationale Regeln forderte, um die Verbreitung unangepaßter Technologien zu unterbinden, sprach sich IDB- Chef Iglesias für einen neuen ,Multilateralismus‘ aus. Dessen Grundlage müsse, so der IDB-Präsident, die Gleichwertigkeit der Beteiligten und die Anerkennung der Bemühungen des Südens um wirtschaftliches Wachstum sein. Auch Entwicklungshilfeminister Carl- Dieter Spranger versprach der Dritten Welt verstärkte Hilfe — ohne jedoch Zahlen und Maßnahmen zu nennen.
Die Volkswirtschaften der 47 ärmsten Länder der Welt haben im vergangenen Jahr ein angesichts der Bevölkerungsexplosion ungenügendes Wachstum von nur 2,7 Prozent zu verzeichnen, berichtete UNCTAD-Generalsekretär Kenneth Dadzie. Die Länder wurden vom Preisanstieg auf dem Rohölmarkt, der Stagnation ihrer Ausfuhren sowie dem Anstieg ihrer Auslandsverschuldung hart getroffen. Viele Länder hätten gehofft, daß mit Ende der Kalten Krieges die Entwicklungshilfe aufgestockt würde, so Dadzie. Eine fromme Hoffnung — denn bisher haben lediglich Norwegen, Schweden und Dänemark mit 0,7Prozent des Bruttosozialprodukts das von der UNO für die reichen Länder gesetzte Unterstützungsziel erreicht. es
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