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M E I N K O B

■ B Ü H N E B E R L I N

Endlich wieder einmal George Courteline in Berlin. Der geniale Farcen-Autor, der sich durchaus neben dem großen Feydau sehen lassen kann, wird

viel zu selten gespielt. Diese Szene heißt: „Der gemütliche Kommissär„; man hat sie aus den lokalen Personalbeständen nicht ganz angemessen besetzen können - wir haben es eher mit einer Art Wachtmeister zu tun. Aber gemütlich ist er, oh ja. Er hat für jeden eine freundliche Bemerkung, immer ein Scherzwort auf den Lippen. Auf einer Schleimspur von Beliebtheit kriecht er durch sein Bühnenbild: Er hat ganz echt wirkende Hausfassaden hinter sich, wunderbar naturalistische Straßenpanoramen, Läden, Kneipen, Hauseingänge. Ganz Biedermann in Uniform, steht er ein Stündchen neben der rotgesichtigen Zeitungsfrau, bei der sich im Winter die Saufnasen wärmen, menschlich zeigt er sich, brummig nett und stets voller Einfühlung. Aber er kann auch anders! Nur riechen muß er einen Regelverstoß! Da läßt er nicht mit sich spaßen. Lässig baumelt irgendein nicht identifizierbares Insignium seiner Macht seitwärts an ihm. Er schreitet ein: Schade, daß jetzt keine Musik vom Band ertönt.

Einem Ladendieb, elfjährig vielleicht, wird schwerer Psychoterror zugeführt; natürlich kann es auch sein, daß unser Mann ihn, nur so momentweise, auch mal grob anpackt. Er selbst hat als Kind fast täglich Prügel bekommen - und ihm hat es ja „auch nicht geschadet“, denkt er. Jetzt ruht das corpus delicti in der klobigen Hand des unerbittlichen Ermittlers: ein Kaugummi, 20 Pfennig teuer vielleicht. Die Zeitungsfrau möchte das ganze auf sich beruhen lassen, sie kennt doch den Kleinen, kein Problem. Aber da kennt sie ihren Kommissär schlecht! Unter dem Deckmäntelchen der Strafmündigkeit stehlen, rauben, plündern! Nicht bei ihm! Er hat seinen Bezirk im Griff. Jeder weiß, was er zu tun und insbesondere zu lassen hat. Käme eine Diktatur auf uns zu, er wäre die ideale Auskunftsperson. Und er wäre dabei, wegen der Ordnung. Seine Welt heißt Neukölln, seine Auftritte finden im Umkreis des U-Bahnhof Boddinstraße statt. Er ist, habe ich mir sagen lassen, auch mein „KOB“. (klischeekackerei. sezza)

Klaus Nothnagel

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