■ Luxemburg: Santers Rache: Gestürzter EU-Chef will in die Höhle des Löwen
Glaubt man seiner Frau, wird es Jacques Santer, geschaßter Kommissionspräsident, in den nächsten fünf Jahren nicht sehr bequem haben. Die Luxemburger Christlich-Soziale Volkspartei hat ihn mit dem Spitzenplatz auf ihrer Liste versorgt. Ende Juli bei der konstituierenden Sitzung des Parlaments wird der väterlich wirkende Herr nicht mehr bei der Kommission sitzen, sondern im Plenum.
Sechs Abgeordnete, zwei davon Christdemokraten, stellt Luxemburg im EU-Parlament. Das Wahlsystem ermöglicht das Panaschieren – das Zusammenstellen einer Liste nach eigenem Gusto. So sind Prognosen unmöglich.
Auf ihren Jacques, dem so übel mitgespielt wurde, lassen die Wähler nichts kommen. Sogar die Opposition merkt nur leise an, daß ein Sieg Santers die Kommission kopflos machen würde. Nicht auszudenken, wenn die Frage aufkäme, ob Europa nicht gut ohne Luxemburger Kommissar auskommt.
Was Santer zur Kandidatur bewog, darüber wird im Großherzogtum nur leise spekuliert. Das europäischste Land Europas ist auch das provinziellste – die nationalen Wahlen am 13. Juni beschäftigen die Wähler mehr.
Die anderen Europaabgeordneten dürften der Wahl des neuen Kollegen mit gemischten Gefühlen entgegensehen. Wenn Diemut Theato wieder im Haushaltskontrollausschuß Miß-und Vetternwirtschaft geißelt, könnte sie der Insider hemmen. Zu wünschen ist, daß Santer den Takt besitzt, einen unverfänglicheren Ausschuß zu wählen. Daniela Weingärtner
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