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Lukas Poldolski will zurück nach KölnEin Prinz hat Heimweh

Köln will Lukas Podolski zurück: Ein Wechsel des Stürmers von Bayern München zum 1. FC Köln könnte für alle ein Gewinn sein. Nur der Hamburger SV droht dazwischenzufunken.

"Er träumt von Köln, Tag und Nacht" - Uli Hoeneß über Lukas Podolski. Bild: dpa

Lukas Podolski hat ein klares Verhältnis zu den Medien. "Ich gebe euch kurze Antworten, dann müsst ihr nicht so viel schreiben", gab er einst in der Kölnischen Rundschau zu Protokoll. Diesem Motto schien Podolski treu geblieben zu sein und hielt sich lange Zeit vornehm zurück, was die Gerüchte um einen Wechsel vom FC Bayern zum 1. FC Köln angeht. Dass er auch mit AS Rom, Manchester City und Olympique Marseille in Verbindung gebracht wurde, dürfte wohl eher als PR-Gag abgetan werden. Das Problem aber ist, dass gerade Winterpause ist und außer ein paar müden Hallenturnieren oder Showkämpfen im Wüstensand von Dubai nicht viel Berichtenswertes passiert. Und so bleibt eben viel Raum für Spekulationen und bedeutungsschwangere Kommentare wie "Er ist ein sehr guter Spieler".

Doch jetzt wurde es dem Stürmer anscheinend zu viel: "So oder so. Ich möchte so schnell wie möglich eine Entscheidung. Definitiv bis Ende des Monats", ließ Podolski gestern verlauten. Denn obwohl eigentlich alles schon auf einen Wechsel an den Rhein hindeutete, hat sich jetzt noch schnell der Hamburger SV eingemischt und "offiziell Interesse angemeldet", wie es im Fachjargon heißt. Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer traf sich am Wochenende in Dubai mit Uli Hoeneß und Jürgen Klinsmann "in entspannter Atmosphäre", um über den Wechsel von Ivica Olic nach München und einen möglichen Podolski-Transfer zu beraten. Dem Bayern-Manager kommt der Konkurrenzkampf gelegen. Zum einen stärken die Münchener so ihre Verhandlungsbasis beim Streit über die Ablösesumme. Bayern will 10 Millionen Euro, Köln hat dagegen bislang erst 7,5 Millionen geboten. "Wir wollen einen zweistelligen Betrag, und wenn wir den nicht bekommen, dann bekommen sie den Spieler nicht. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche", so Hoeneß. Zum anderen ist es ein offenes Geheimnis, dass der Bayern-Manager und Christoph Daum nicht das beste Verhältnis haben, seitdem Hoeneß die Drogensucht des Kölner Trainers entlarvte. Das kostete diesen den Trainerposten in der Nationalmannschaft, noch bevor er ihn überhaupt angetreten hatte.

Dabei sollte doch eigentlich klar sein, dass "Prinz Poldi" in den kölschen Karneval gehört und nicht auf die Reeperbahn. Und in seinem Innersten, das wissen auch die Offiziellen, will der "heilige Lukas" zurück in seine Heimat. "Für ihn gibt es nur Köln, Köln, Köln. Er träumt von Köln, Tag und Nacht", gab ein genervter Uli Hoeneß im Kicker zu. Auch Bundestrainer Jogi Löw ist der Meinung, "Lukas sollte das machen, was ihm sein Gefühl sagt".

In Köln ist man optimistisch, denn es gibt gute Gründe für eine Rückkehr. Zunächst ist da die sportliche Situation: Der FC ist zwar gerade erst aufgestiegen, mit 9 Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz dürfte das Minimalziel Klassenerhalt aber fast als gesichert gelten. Mit Podolskis Hilfe könnte der Verein auch international mitspielen, hofft man in Köln. Der FC kann einen weiteren Torjäger gut gebrauchen. Milivoje Novakovic ist zunehmend der Alleinunterhalter im Kölner Sturm, 10 von 19 Toren gehen auf das Konto des Slowenen. Das Argument, wonach Podolski Unruhe in ein funktionierendes Kollektiv bringen würde, kann angesichts dieser mageren Torbilanz nicht gelten.

Auch die familiäre Situation spricht für Köln. Die Eltern des Nationalstürmers, seine Schwester und seine Schwiegereltern leben dort. Dass seine Frau Monika sich in München nie wohl gefühlt hat und meist in Köln war, ist kein Geheimnis. Außerdem hat der Stürmer gerade eine Penthouse-Wohnung im exklusiven Rheinauhafen für sich und seine Familie gekauft.

Das wichtigste Argument ist aber wohl die kollektive Podolski-Hysterie in der Stadt. Es gehört ja mittlerweile zum guten Ton, FC-Fans für verrückt zu erklären. Wer aber das Auswärtsspiel des FC Bayern im Rhein-Energie-Stadion gesehen hat und erlebt hat, wie die Fans Podolski feiern, selbst wenn er ein Tor gegen Köln erzielt, der versteht, warum ein Wechsel an den Rhein die einzige realistische Option ist. Oder wie es das rheinische Schwergewicht Rainer Calmund ausdrückt: "Wenn der FC die Summe aufbringen kann, müssen sie zuschlagen. Dann brennt in Köln der Baum." Podolski ist unglücklich in Bayern und ihn da nicht rauszuholen, so sieht man es in Köln, wäre unterlassene Hilfeleistung. Und das mit dem Geld bekommen die Kölner auch in den Griff. Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet, um Geld für den Rückkauf zu sammeln. Leider bewertete ein Gericht die Aktion als nicht gemeinnützig. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

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6 Kommentare

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  • FF
    FC Fan

    Herr Carstens Fussballfachwissen in Sachen Podolski scheint nicht sehr ausführlich zu sein.

    Einem Jungen wie Podolski ist Geld relativ ejal. Findige Manager, die solche Geschäfte übernehmen, haben Poldi von Köln weggeholt. Poldis Leistungen waren für seine Spielpraxis überraschend gut. Besser jedenfalls als die Leistungen sämtlicher anderer Spieler die derart häufig auf der Bank Platz nehmen müssen.

    Plodi gehöhrt nach Köln wie Seeler nach Hamburg, das weiß jeder der sich mit dem Thema Poldi und Köln ein bisschen beschäftigt, auch der HSV

  • J
    Joshua

    "...seitdem Hoeneß die Drogensucht des Kölner Trainers entlarvte."

     

    Hier scheint es sich um einen sehr jungen Sportjournalisten zu handeln. Denn die Animositäten zwischen Daum und Hoeneß sind doch viel älter.

    Man erinnere sich an den legendären Auftritt der beiden im aktuellen Sportstudio.

  • T
    Taljunge

    Podolski sollte lieber zum HSV wechseln, auch wenn sein Herz für Kölle schlägt. Dort wäre der Druck nicht so überwältigend, er spielt sicher international (CL, aber zumindest Uefa Cup), das ist beim FC nicht unbedingt gegeben. Aber seine Tore wird er machen, in Köln, beim HSV oder wo auch immer. Schließlich hat ihm der Status des Bankangestellten (was bald HSV-Olic erwartet) bei Bayern nicht geschadet, siehe Nationalmannschaft.

    @Lars: Bayern-Falle, genau das richtige Wort!

    Frag mal Schlaudraff, Ismael, Hashemian, Frings, usw.

  • L
    Lars

    Ich habe nicht das Gefühl, daß Lukas Podolski das Geld den Kopf verdreht hat. Vielmehr ist er einer von vielen, der in die Bayern-Falle getappt ist. Daß er nicht auf das Geld versessen ist zeigt sein Wechselgedanke der ihn einzig und allein nach Köln zieht wobei es wesentlich erfolgreichere und reichere Vereine gibt, die durchaus Interesse an ihm haben und die weitaus mehr zu zahlen im Stande sind als der FC Köln.

     

    Welche Verfassung erwartest Du denn von jemandem, der 2 Jahre auf der Bank versauern muß? Das ist die Transferpolitik des FC Bayern und das hat inzwischen auch Poldi festgestellt.

  • RC
    Rudolf Carstens

    Es ist bedauerlich, dass die taz diesen Medienrummel um einen verwöhnten Jungprofi mitmachen muss, dem viel Geld früh den Kopf verdreht hat. Weder ist Herr Podolski ein Prinz, noch wäre er ein Gewinn für jedweden Verein, jedenfalls nicht in seiner bisher gezeigten Einstellung und Verfassung. Vielmehr ist er ein Paradebeispiel dafür, wie der Profisport junge Talente früh zerstört und aus ihnen tragische Figuren macht.

  • RC
    Rudolf Carstens

    Es ist bedauerlich, das die taz diesen Medienrummel um einen verwöhnten Jungprofi mitmachen muss, dem viel Geld früh den Kopf verdreht hat. Weder ist Herr Podolski ein Prinz, noch wäre er ein Gewinn für jedweden Verein, jedenfalls nicht in seiner bisher gezeigten Einstellung und Verfassung. Vielmehr ist er ein Paradebeispiel dafür, wie der Profisport junge Talente früh zerstört und aus ihnen tragische Figuren macht.