: Luftverpestung nimmt weiter zu
■ Nach Berechnungen des Heidelberger IFEU–Instituts haben die Autos in der Bundesrepublik im vergangenen Jahr entgegen offiziellen Daten mehr Dreck als je zuvor in die Luft abgelassen
Berlin (taz) - Die Personenwagen in der Bundesrepublik haben im vergangenen Jahr 44.000 Tonnen Stickoxide mehr als im Vorjahr emittiert und damit den „höchsten jemals ermittelten Stand erreicht“. Dies berechnete das Heidelberger Institut für Energie und Umweltforschung (IFEU) auf der Basis der jetzt veröffentlichten Zulassungszahlen des Kraftfahrt–Bundesamtes. Die IFEU–Wissenschaftler treten damit Meldungen entgegen, daß die angeblich große Zahl schadstoffarmer Pkw eine Entlastung der Luftverschmutzung durch Schadstoffemissionen erreicht habe. Hauptursache für die erneute Zunahme von Stickoxiden und Rußpartikeln war vor allem der weitere starke Anstieg des Pkw– Bestandes und der Fahrleistungen. Nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen wurde 1986 fast fünf Prozent mehr Auto gefahren als im Jahr davor. Die 4,2 Millionen Pkw, die zum Jahresende 1986 als schadstoffarm oder bedingt schadstoffarm anerkannt und somit steuerlich gefördert sind, konnten diesen Emissionsanstieg nicht verhindern. Denn unter den steuerlich begünstigten Pkw haben nur neun Prozent der Fahrzeuge einen geregelten Dreiweg–Katalysator, das sind vom Pkw–Gesamtbestand erst 1,4 Prozent. Hingegen stellen nach wie vor die umstrittenen Diesel–Fahrzeuge mit 66 Prozent den Großteil der sogenannten schadstoffarmen Pkw. Dementsprechend haben sich die Emissionen von krebserzeugenden Rußpartikeln aus Diesel–Pkw gegenüber dem Vorjahr um rund 25 Prozent erhöht und gegenüber 1982 sogar verdoppelt. Von allen Schadstoffen aus dem Pkw–Verkehr sind lediglich die Emissionen von Kohlenwasserstoffen und Kohlenmonoxid leicht rückläufig. Da im Bereich des Nutzfahrzeugverkehrs und der Flugzeuge keine wirksamen Maßnahmen zur Einschränkung der Emissionen oder der Verkehrsleistung vorgenommen wurden, wurden auch hier mehr Schadstoffe als in den Vorjahren abgegeben. Dem Bereich „Verkehr“ insgesamt sind nach den IFEU–Berechnungen für das Jahr 1986 rund 1,7 Millionen Tonnen Stickoxidemissionen zuzuschreiben; dies sind 140.000 Tonnen mehr als vor vier Jahren, als erstmals das Waldsterben große öffentliche Beachtung fand.
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