Luftnummer: Träumende Flieger
Über hundert Hobbypiloten demonstrieren mit einem Massenanflug für den Erhalt des Flughafens Tempelhof.
Es ist leicht bewölkt, ab und zu bricht die Sonne durch die Wolkendecke. Für Flieger ist das Wetter ideal - und damit auch für eine ungewöhnliche Demonstration. Fast im Minutentakt schnurrt am Samstagmittag ein kleines Flugzeug nach dem anderen Richtung Landebahn auf dem Flughafen Tempelhof.
Mit ihrem "Fly-in" wollen die Piloten gegen die vom Senat beabsichtigte Schließung des Flughafens im Oktober 2008 protestieren. Die Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (ICAT) hatte zusammen mit dem Piloten Sundus Rifaat und mit Unterstützung der Interessenvertretung von Privat- und Berufspiloten zu der Demo aufgerufen. Fast 200 Piloten wollten an der Aktion teilnehmen. Das war selbst den Veranstaltern zu viel. Einen Tag vorher baten sie um Mäßigung: Mehr als gut 100 Landungen in zwei Stunden hätten die Fluglotsen nicht bewältigen können.
Tempelhof sei ein Luftfahrtdenkmal, international bekannt, sagt Thomas Schüttoff. Wie viele der Demonstrationsteilnehmer bezeichnet der Besitzer einer Flugschule auf dem Flughafen Tempelhof als seit der Luftbrücke unverzichtbares Symbol der Freiheit. Andere Piloten schwärmen vom wunderbaren Anflug auf die zentral gelegene Grünfläche, von den alten Hangars, vom uralten Traum der Menschheit, vom Mythos des Fliegens, der hier so greifbar sei.
Die Diskussion über Lärm- und Dreckbelästigung perlt an ihnen ab. Die Flugzeuge wären viel leiser und sauberer geworden im Laufe der Jahre, heißt es.
Am Zaun zum Flughafengelände haben sich ein paar hundert Zuschauer versammelt, darunter viele Anwohner. Ein älteres Pärchen aus Neukölln lehnt händchenhaltend aneinander. Sie ist genervt vom Fluglärm, der Ehemann sieht es gelassener: "Ach Hildchen", sagt er und lacht, "als kleiner Junge wollte ich immer Pilot werden. Ich kann mich noch gut an die Rosinenbomber erinnern, deswegen stört mich das Gebrumm auch nicht."
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