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Lufthansa will Austria AirlinesÜbernahmekampf am Himmel

Deutschlands größte Airline stößt mit ihrem Übernahmeplan von Austria Airlines auf Widerstand der EU.

Trotz Widerstand der EU: Lufthansa will Austria Airlines noch immer übernehmen. Bild: ap

WIEN taz | Der Plan, aus der Lufthansa Europas größte Luftlinie zu machen, stand tagelang auf Messers Schneide und ist noch immer nicht perfekt. Die Austrian Airlines (AUA) sollen geschluckt werden. Doch der Deal, der eigentlich schon seit Monaten steht, drohte zuletzt an der Wettbewerbskommission der EU zu scheitern. Die fürchtet, dass die Übernahme den Passagieren Nachteile bringt: höhere Preise oder ein kleineresAngebot.

Die österreichische Staatsholding ÖIAG hält 41,6 Prozent der Anteile an der AUA. Die sollen zur Gänze der Lufthansa abgetreten werden. Vom Streubesitz will der deutsche Konzern so viele Aktien kaufen, bis er 75 Prozent innehat.

Das Angebot der Lufthansa, die Staatsanteile der siechen AUA für wohlfeile 366 Millionen Euro zu kaufen, steht bis 31. Juli. Sollte die EU bis dahin noch immer kein grünes Licht geben, fühlt sich der Luftfahrtkonzern nicht mehr an sein Angebot gebunden. Kommissarin Neelie Kroes fordert vor allem, dass die Lufthansa als Gegenleistung einige Start- und Landerechte abgibt. Auf den Strecken Wien-Frankfurt und Wien-Genf würde sie eine Quasi-Monopolstellung bekommen.

Davon will Lufthansa nichts wissen. Gerade die Strecke Wien-Frankfurt, auf der auch andere Linien unterwegs sind, zählt zu den profitabelsten. In Wien brach daher Panik aus. Jahrelang hatte die Regierung die patriotische Karte gespielt und versichert, die AUA könne auch allein überleben.

Nach dem Einbruch des vergangenen Jahres war Feuer am Dach. Statt 125 Millionen Euro, wie noch im Oktober 2008 prognostiziert, würde man 475 Millionen Verlust einfahren, enthüllte der inzwischen abgelöste AUA-Boss Alfred Ötsch Ende November. Um noch einen Käufer zu finden, musste die Bundesregierung zur Abdeckung des Defizits 500 Millionen Euro drauflegen. Sollte die Lufthansa jetzt im letzten Moment abspringen, blieben keine Alternativen.

Aufsichtsratschef Peter Michaelis deutete kürzlich an, die AUA müsste in diesem Fall um ein Drittel verkleinert werden und eine weitere Milliarde vom Staat einfordern - vor allem, um die Abfindungen des abgebauten Personals zahlen zu können. Mit diesem Horrorszenario und Druck aus Frankfurt gelang es, der Belegschaft die ihr lange schon abverlangten Zugeständnisse abzutrotzen.

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