Luftangriffe in Syrien: Mindestens 27 Zivilisten getötet

Bei Angriffen in Nordwestsyrien sollen auch Kinder getötet worden sein. Eine Rebellenmiliz berichtet von Fassbomben und thermobaren Raketen.

Ariha: Menschen stehen vor einem Gebäude, das bei einem Luftangriff durch die syrischen Regierungskräfte beschädigt wurde

Ariha, Provinz Idlib: Menschen stehen vor einem beschädigten Gebäude Foto: dpa

BERLIN/KAFR HALAB taz/afp/ap | Im Nordwesten Syriens sind bei Luftangriffen der Regierungstruppen laut Aktivisten erneut mindestens 27 Zivilisten getötet worden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag meldete, waren unter den Todesopfern elf Kinder. Nach UN-Angaben wurde auch auf ein Krankenhaus in der Stadt Kafranbel im Süden der Rebellenprovinz Idlib geschossen.

In Idlib und angrenzenden Gebieten, die unter der Kontrolle der Dschihadistenmiliz Hai'at Tahrir al-Scham (HTS) und anderer islamistischer Rebellen stehen, gilt seit September eine brüchige Waffenruhe. Seit Ende April werden aus der Region aber vermehrt Angriffe der Regierungstruppen und der russischen Luftwaffe gemeldet. Sie stoßen von Süden her in die Rebellenenklave vor.

Seither wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle mehr als 250 Zivilisten, darunter rund 50 Kinder, getötet. Zudem wurden nach UN-Angaben in der Region 22 Krankenhäuser und Gesundheitszentren bombardiert.

Die Nachrichtenagentur AP veröffentlichte aktuelle Satellitenfotos aus der Provinz Idlib, die schwere Schäden in Dörfern sowie brennende Felder zeigen. Sie wurden von der auf Raumfahrttechnologie spezialisierten US-Firma Maxar Technologies zur Verfügung gestellt. Deutlich zu erkennen sind Feuer in Olivenhainen und Obstgärten um Kfar Nabuda und Habit. Die Feuer wurden offenbar von schweren Bombardements ausgelöst.

Sie zeigen das südliche Gebiet über die vergangene Woche; auf ihnen sind zerstörte Häuser und eine Moschee in Kfar Nabuda zu erkennen. Felder rings herum brennen. Im nahe gelegenen Habit sind Bauernhöfe von Kratern gezeichnet, andere scheinen zu brennen.

Kfar Nabudah wurd von Regierungstruppen am Sonntag eingenommen. Aktivisten, Fachleute und Maxar sagen, das Verbrennen von Ernten sei Teil eines Feldzugs der „verbrannten Erde“, mit dem die Not der drei Millionen Menschen in Idlib vergrößert werde. Auch die Vereinten Nationen sagen, von Bombardierungen zerstörte Ernten insbesondere von Grundnahrungsmitteln wie Weizen und Gerste verschlechterten die ohnehin bereits fragile humanitäre Lage in dem Gebiet.

HTS: „Massaker“ mit geächteten Waffen

Der Ebaa-Nachrichtendienst der HTS-Miliz sprach von Massakern des syrischen Regimes und Russlands. Dabei würden international geächtete Waffen eingesetzt. Den Angaben zufolge handelt es sich um Fassbomben und sogenannte thermobare Raketen.

Bei letzteren handelt es sich um eine Waffenart, bei der ein explosives Gemisch in der Luft verteilt und dann gezündet wird. Der Einsatz thermobarer Waffen gegen zivile Einrichtungen ist nach internationalem Recht verboten. Ähnliches gilt für Fassbomben, wenn in dem Einsatzgebiet neben Kämpfern auch Zivilisten leben. Der UN-Sicherheitsrat forderte 2014 alle Parteien des Syrienkriegs auf, den Einsatz von Fassbomben zu unterlassen.

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