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Londons Drucker beugen sich dem Pressezar

■ Britische Druckergewerkschaft beendet Streik gegen das Presseimperium von Rupert Murdoch / Streikposten wollen weitermachen Murdoch ist zufrieden / Hochtechnologie besiegt kampferprobte Drucker / Abfindungen für die entlassene Arbeiter

London (ap/taz) - Nach 13monatiger Dauer hat die größte britische Druckergewerkschaft den Streik gegen die Londoner Zeitungen des Pressezaren Murdoch beendet. Der Vorstand der „Gesellschaft für grafische und angeschlossene Gewerbe“ (Sogat) sprach sich am Donnerstag mit 23 gegen neun Stimmen dafür aus, die Streikposten von den neuen Produktionsgebäuden der Times, der Sunday Times, der Sun und des Wochenblatts News of the World in Wapping bei London abzuziehen. Eine Entscheidung der zweiten an dem Ausstand beteiligten Gewerkschaft NGA über ihr weiteres Vorgehen wurde noch für den gestrigen Freitag erwartet. „Der Streik ist beendet“, erklärte Sogat–Vorsitzende Breda Dean. „Wir haben 13 Monate lang gekämpft, aber wir waren nicht in der Lage, die Auslieferung der Zeitungen zu stoppen“, gestand sie ihre Niederlage ein. Streikposten vor Ort reagierten verärgert auf die Entscheidung des Gewerkschaftsvorstands und erklärten, trotzdem weiter streiken zu wollen. Bei der entscheidenden Sitzung hatten alle neun Londoner Vertreter gegen eine Beendigung des Ausstands gestimmt. Der australische Pressezar Rupert Murdoch zeigte sich zufrieden. Es sei ein „trauriger und unnötiger Streik“ gewesen, dessen Beendigung in jedermanns Interesse liege. Leitende Angestellte innerhalb seines Pressekonzerns „News International“ erklärten, alle rechtlichen Schritte gegen die Gewerkschaft würden nun eingestellt. Den Mitgliedern werde die Möglichkeit gegeben, binnen eines Monats die Abfindungen anzunehmen, die sie bisher abgelehnt hatten. Der erbittertste Arbeitskampf seit dem Bergarbeiterstreik 1984/85 hatte im Januar vergangenen Jahres begonnen, als Murdochs Konzern aus der Londoner Fleet Street in eine mit arbeitsplatzsparender Hochtechnologie ausgerüsteten Großdruckerei in Wapping umzog. 5.300 streikende Beschäftigte wurden entlassen und durch neue Leute ersetzt. Bei Auseinandersetzungen während des Streiks waren über 1.300 Menschen von der Polizei festgenommen worden. Kommentar auf Seite 4

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