: Lokalkoloratur
Seit der fromme Tierfreund Franz von Assisi vor knapp 770 Jahren das Zeitliche segnete, ist der Umgang des Klerus mit der Fauna nur noch rituell und auf Symbole wie Opferlämmer, Heilig-Geist-Tauben oder Sündenböcke reduziert. Vorbei die Zeiten, als sich in banklosen Gotteshäusern noch Schafe, Schweine, Hühner und Gänse tummelten. Nun aber steht ein norddeutscher Schwarzrock auf und wirft sich in die Bresche. Er mag dabei ein wenig brummig gucken, aber dazu hat er nach dieser langen anthropozentrischen Ära ja auch allen Grund. Karl Ludwig Kohlwage, Bischof der Nordelbischen Evangelisch-lutherischen Landeskirche, sieht sich heuer nämlich „an einem wunden Punkt getroffen“: Tierfreunde und Tierschützer haben die nordelbische Kirchenleitung auf ihre „Tierferne“ angesprochen. All jenen Nachkömmlingen der Arche-Überlebenden nun neue Aufmerksamkeit zu schenken, versprach Kohlwage nach einem Gespräch mit VertreterInnen des „Runden Tisches Tierschutz“ und der „Aktion Kirche und Tiere“ (AKUT). Deren Sprecher hatte kritisiert, daß die Kirche allzuoft zu den „skandalösen menschen- und tierunwürdigen Tiertransporten, zu vielem bei der Jagd und zur Art und Weise des Schlachtens“ schweige. Auch die Hubertus-Gottesdienste für ballernde Grünröcke seien „für jeden Tierfreund ein Ärgernis“. Ob die Kirchenleitung demnächst Massentierhaltung als Unrecht bezeichnet? Oder sind ihr dazu die Sorgen der Viehbauern zu heilig? jkn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen