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Lokalkoloratur

Ein Tiger – welch Majestät, welch Anmut. Katzengleich sich bewegend, jeder Zoll ein König. Das gedämpfte Licht des Dschungels fällt auf sein Haupt. Der Tiger streicht durch sein Reich, edel seine Zeichnung, lautlos sein Schritt, mächtig sein Fauchen, die Augen zu Schlitzen verengt, überhaupt sein Blick, unvergleichlich. Man mag in diesen Augen versinken. Hamburg hat auch seinen Tiger, Dariusz Michalczewski. Was macht der? Der spielt mit Franz Beckenbauer und Uwe Seeler Golf bei einem Prominenten-Turnier in Verden an der Aller. Auf kurzgeschorenem Gras in großkarierten knielangen Hosen kleine weiße Bälle in der Natur herumschlagen, umgeben von rotgesichtigen Neureichen, die sich durch Fußball in die Haute Volaute hochgekickt haben und durch Floskeln wie „Gut, ich sag mal so“ oder „Schau'n mer mal“ hervortun. Wie unsagbar peinlich für einen Tiger, solch Gesellschaft. Welch grobe Majestätsbeleidigung. Da hilft es auch überhaupt nichts, dass sich sein Golf-Partner Kaiser nennt. Die Monarchie ist auch nicht mehr das, was sie war. aha

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