Lokalkoloratur:
„Liberaler und unabhängiger Geist“ – ein Ehrentitel. Gerd Bucerius hat den jetzt umgehängt bekommen, der Gründer der Zeit. Und verliehen hat ihn via Buchform Lord Ralf Dahrendorf, selbst natürlich „liberaler und unabhängiger Geist“. Bucerius hat zwar nichts mehr davon, wg. posthum, aber das Prädikat adelt ja auch irgendwie die gesamte Zeit-Redaktion. Das Düsseldorfer Kommödchen-Kabarett hat sich ein Treffen von Herausgebern und Chefredaktion der Zeit mal als eine Zusammenkunft vorgestellt, bei dem in hauchdünnen Teetassen gerührt wird und der Blick hinausgeht in eine weitläufige Parklandschaft, während die Probleme dieser Welt angeregt besprochen, besser noch die Meinungen darüber ausgetauscht werden. Die Zeit-RedakteurInnen schütteln ja immer bedächtig den Kopf voller Unverständnis, woher ihre Zeitung diesen Ruf hat. Es sei doch ganz normal, im Anschluss ans Harvard-Studium in einem gepolsterten Ledersessel zu sitzen und dem Lauf der Welt nachzusinnen, ab und an sein Büro zu verlassen, um für eine Geschichte durch die Gegend zu fliegen und sich ansonsten Opernpremieren anzuschauen. So ist doch nun mal der Job des Journalisten. Und über allem weht ein liberaler Geist. aha
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