Lokalkoloratur:
Achja, der Rosendienstag. Wehmütig gedenkt dieser Tage der exilierte Rheinländer jener Ären, als Karnevalsumzüge direkt unterm Fenster vorbeiführten. Reuig erinnert man sich, dass man – im Aufbruch begriffen – tönte, künftig ohne derlei Firlefanz auszukommen. Und während der ersten Diasporajahre ging auch alles gut. Abgeklärt gab man sich in der Fremde, erhaben über heidnisches Brauchtum simpelster Art. Jedoch ... allmählich mehrten sich die Momente, in denen man heimlich Bläck Föös-, Trude Herr- und De Höhner-Liedern lauschte. Und „stolz wie ene Päädsköttel“ (“Pferdedung“) fühlte man sich angesichts der Feststellung, dass man das ur-rheinische Idiom noch nicht verlernt habe. Doch das währte kurz: Leer und gealtert fühlte man sich in solchen Momenten, im trüben Hamburg gänzlich abgeschnitten von der fröhlichen karnevalistischen Welt. Und begann ganz leise zu schluchzen und sich ins ebenso trübe, aber fröhliche Kölle zu wünschen, das man einst so schnöde geschmäht... ps
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