: Lösung für verheiratete Priester
■ Vatikan bietet tschechischen Untergrundpriestern Konfessionswechsel zur griechisch-unierten Kirche an
Prag (dpa) – Mit einem kirchenrechtlichen Schachzug hat der Vatikan das Problem der verheirateten Priester der früheren „Geheimkirche“ in Tschechien gelöst. Nach dem Willen der katholischen Bischofskonferenz des Landes sollen die Priester in die unierte griechische Kirche wechseln, meldete die Nachrichtenagentur CTK gestern in Prag. Im Gegensatz zu den katholischen Westkirchen schreiben die katholischen Ostkirchen die Einhaltung des Zölibats, also des Heiratsverbotes, nicht vor. Zu den Ostkirchen, die dem Vatikan unterstehen, gehört auch die unierte griechische Kirche.
Zu Zeiten der kommunistischen Regierung in der Tschechoslowakei konnte die katholische Kirche ihre Religion nicht frei ausüben. Im Untergrund wurden deshalb mit Billigung des Vatikans Priester geweiht, die teilweise auch verheiratet waren. Nach der politischen Wende sah sich die tschechische Kirche mit den verheirateten Priestern konfrontiert, die es nach dem Kirchenrecht nicht geben durfte.
Wie CTK unter Berufung auf den Prager Erzbischof, Kardinal Miloslav Vlk berichtete, betrifft die neue Regelung 17 verheiratete Priester. Sieben weitere hätten die Eingliederung in die griechisch- unierte Kirche abgelehnt. Vier Witwern sei die Entscheidung zwischen lateinischem oder byzantinischem Ritus freigestellt worden.
Den CTK-Angaben zufolge wurde bereits eine neue griechisch- unierte Eparchie – ein Bistum in den katholischen Ostkirchen – gegründet, die das gesamte Staatsgebiet Tschechiens umfaßt. Offen blieb, ob bereits ein Leiter für die Eparchie bestimmt wurde. Zuvor waren die unierten griechischen Gemeinschaften des Landes dem Bischof von Presov in der Ostslowakei unterstellt.
Von den rund 40 während des kommunistischen Regimes heimlich geweihten, aber unverheirateten Priestern wurden dem Kardinal zufolge 18 noch nicht in den Dienst der römisch-katholischen Kirche übernommen. Eine Entscheidung steht auch noch für den Großteil der schätzungsweise 28 ehemaligen „Geheim“-Bischöfe aus. Vlk zufolge sind davon sieben bereits gestorben. Vier weitere seien verheiratet und könnten in der römisch-katholischen Kirche keine pastoralen Pflichten als Bischöfe übernehmen. Über den Rest liegen keine Angaben vor.
Insgesamt wurden in der Zeit des Kommunismus in der damaligen Tschechoslowakei rund 250 Priester geheim geweiht, etwa die Hälfte davon in Böhmen und Mähren. Darunter sollen auch mehrere Frauen gewesen sein. Eine entsprechende Enthüllung der in Brünn (Brno) lebenden „Generalvikarin“ Ludmila Javorova hatte im vergangenen Herbst international für Aufsehen gesorgt.
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