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Lockruf der Macht

■ Li Peng ruft chinesische Wissenschaftlern im Ausland zurück/ „Prinzipielle Bewegungsfreiheit“ garantiert

Peking (afp) - Der chinesische Ministerpräsident Li Peng hat die chinesischen Wissenschaftler im Ausland aufgerufen, ungeachtet ihrer politischen Einstellung nach China zurückzukehren. Dies meldete in der Nacht zum Sonntag die Nachrichtenagentur 'Xinhua‘. Li, der vor Wissenschaftlern in Peking über die notwendige Beschleunigung der Modernisierung in China sprach, sagte, alle Akademiker, die in den vergangenen Jahren zu Studien- oder Forschungszwecken ins Ausland gegangen waren, seien „willkommen in China“ und könnten dort arbeiten. Der Ministerpräsident fügte hinzu, die Regierung werde „prinzipiell die Bewegungsfreiheit“ der Wissenschaftler garantieren, die noch weiter im Ausland bleiben müßten. Dadurch wolle man ihre Teilnahme an akademischen Austauschprogrammen in China ermöglichen und zu einer „Internationalisierung wissenschaftlicher Errungenschaften“ beitragen. Chinas starker Mann Deng Xiaoping hatte Ende Januar in einem ähnlichen Appell erklärt, China wünsche die Rückkehr aller Studenten, die ihre Studien im Ausland beendet hätten. 'Xinhua‘ berichtete am Samstag, zwei Drittel aller chinesischen Studenten an westlichen Universitäten seien nicht zurückgekommen. Rund 150.000 wurden seit 1978 nach Europa, Nordamerika, Japan und Australien geschickt. Offen blieb, ob 'Xinhua‘ damit nur die Stipendiaten der Regierung oder auch die privaten Studenten im Ausland bezifferte. Die versöhnlichen Aufrufe von chinesischen Spitzenpolitikern lassen erkennen, daß die Regierung vor der Öffentlichkeit einen Schlußstrich unter die Studentendemonstrationen und die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung im Juni 1989 ziehen und sich nun vollkommen auf die wirtschaftliche Öffnung und Modernisierung Chinas konzentrieren will.

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