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Lockerbie: Syrische Beteiligung umstritten

Jerusalem/Rom (ap) — In führenden Kreisen Israels herrscht offenbar zunehmende Uneinigkeit über eine vermeintliche Verwicklung Syriens in die Affäre um den Absturz eines Jumbo-Jets der US-Fluggesellschaft Pan Am über dem schottischen Ort Lockerbie vor drei Jahren. Geheimdienstkreise in Jerusalem widersprachen am Wochenende der aus den eigenen Reihen stammenden These, wonach die von Syrien abhängige Volksfront für die Befreiung Palästinas-Generalkommando die Bombe gelegt habe, die das Flugzeug am 21. Dezember 1988 zum Absturz brachte. Dabei starben 270 Menschen. Die USA und Großbritannien machen Libyen für den Anschlag verantwortlich und haben gegen zwei angebliche libysche Geheimdienstagenten Haftbefehle erlassen. Die libysche Regierung und die Fluggesellschaft Libyan Arab Airlines (LAA), deren Mitarbeiter einer der Verdächtigten zum damaligen Zeitpunkt war, haben die Anschuldigungen zurückgewiesen. Israelische Geheimdienstkreise hatten in der vergangenen Woche gegen eine libysche Verwicklung eingewendet, man habe Beweise dafür, daß die von Achmed Dschibril geführte Palästinenserorganisation hinter dem Anschlag stecke. Israelische Terrorismusexperten hatten sogar den Verdacht geäußert, die USA wollten bewußt von Damaskus als Urheber des Anschlags ablenken, da ihnen das wegen der Einbindung Syriens in den Nahost-Friedensprozeß nicht ins politische Konzept passe. Die US-amerikanische Regierung hatte die israelische Syrien-These verärgert zurückgewiesen. Dagegen meldete das israelische Fernsehen am Samstag, in Geheimdienstkreisen sei man „verwundert“ über Versuche, Syrien mit dem Lockerbie-Anschlag in Verbindung zu bringen. „Israel verfügt über keine Informationen, die Syrien eindeutig mit dem Anschlag in Verbindung bringen“, zitierte das Fernsehen Kreise, die der israelischen Untersuchungskommission der Lockerbie-Affäre nahestehen.

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