: Loch in der Fuge
■ Hohe Asbestwerte in Neuköllner Clay-Schule trotz Abdichtung / Stadträte denken an Totalsanierung
Auch in Neukölln gerät jetzt das Senatskonzept unter Beschuß, die asbesthaltigen MOBAU-Wände in elf Schulen lediglich abzudichten. Volksbildungsstadtrat Colell (SPD) und Baustadtrat Branoner (CDU) denken darüber nach, die Asbestwände in der Clay-Oberschule jetzt doch komplett herauszunehmen. Grund: bei Routinemessungen Ende des Jahres wurde in einem Unterrichtsraum der Schule eine Asbest -Konzentration von 2.800 Fasern pro Kubikmeter ermittelt. Mit Werten von 800, 850 und 750 lag die Asbest-Konzentration in drei weiteren Räumen in der Nähe des inoffiziellen Grenzwerts von 800 Fasern. Branoner bestätigte gestern, daß Löcher in den Verfugungen die Ursache sein könnten. Sie waren im Sommer abgedichtet worden. Unmittelbar danach hatte das Bezirksamt niedrigere Asbestwerte ermittelt. Ein Lehrer gestern: „Die Verfugung scheint sich bereits zu lösen.“
Die knapp 1.000 Schüler der Clay-Oberschule genießen bis Mittwoch verlängerte Weihnachtsferien, ihr Schulgebäude bleibt vorerst geschlossen. Auf einer Versammlung am frühen Abend beschlossen Eltern, Schüler und die knapp 100 Lehrer, das Gebäude nicht mehr zu betreten, solange die Asbestwände stehen bleiben. „Ich habe sehr viel Sympathie für die Lehrer“, erklärte Stadtrat Colell der taz. Die Stadträte wollen am Mittwoch entscheiden, ob sie lediglich die Schäden an den Fugen ausbessern lassen oder ob sie eine Totalsanierung fordern. Colell verwies gestern darauf, daß der Senat in diesem Fall Schulcontainer bezahlen müßte.
Von den Senatsverwaltungen für Schule und Bau waren gestern keine Stellungnahmen zu erhalten. Wie berichtet, hatten sie zusammen mit dem TÜV im Sommer erklärt, es genüge vorerst, die Wände abzudichten.
hmt/R
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen