Lobbyist der Woche: Der vermittelnde Biobauer
Wenn in seiner Heimatregion der Frühling mit voller Kraft einsetzt, sollte der Biolandwirt Henrik Wendorff (Foto) eigentlich an die Bestellung seiner Felder in Ostbrandenburg denken. Doch den jüngst gewählten neuen Präsidenten des Landesbauernverbandes plagen andere Sorgen. Mit dem 50-Jährigen ist erstmals ein Biobauer Chef der traditionellen Vereinigung geworden – und er muss gleich vermitteln. Mitte April nämlich stimmt der Brandenburger Landtag über ein Volksbegehren gegen Massentierhaltung ab.
Hauptstreitpunkt ist ein im Volksbegehren gefordertes Klagerecht gegen Genehmigungen von Ställen und bei Missständen in der Tierhaltung. Der Bauernverband lehnt das Volksbegehren ab; für ihn ist das Sonderklagerecht für Verbände inakzeptabel, weil er eine Klagewelle fürchtet. Sollte der brandenburgische Landtag – hier hat die rot-rote Regierungskoalition eine Mehrheit – das Volksbegehren erneut ablehnen, würde es im Juli zu einem Volksentscheid kommen. Da auch die Landes-CDU dem Anliegen des Volksbegehrens skeptisch gegenübersteht, dürfte ein Erfolg fraglich sein.
Dennoch ist Wendorffs Talent als Mittler gefragt. Denn Landwirtschaft ist weder ohne Bauern, die ausreichend verdienen wollen, denkbar noch ohne Verbraucher, die zunehmend kritisch auf die Bedingungen schauen, unter denen Nahrungsmittel hergestellt werden. Damit kennt sich Wendorff aus. Er ist Geschäftsführer eines Biobetriebs mit Mutterkuh- und Rinderhaltung sowie Getreideerzeugung, der knapp tausend Hektar bewirtschaftet und der aus einer ehemaligen LPG aus DDR-Zeiten stammt. Wendorff setzt sich vor allem für eine Stärkung der heimischen Landwirtschaft ein. Bauern sollten wieder von ihrer Arbeit leben können, sagt er.
Richard Rother
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