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Lin Hierse will kein abgefülltes Südpolwasser trinkenDie Spitze des schmelzenden Eisbergs

Es klingt zunächst nach einer ausgefallenen Idee zur Weltverbesserung: Eisberge in der Antarktis Richtung Festland umlenken und deren Schmelzwasser nutzen, um Krisenregionen mit Trinkwasser zu versorgen. Das will die Berliner Firma Pole­water in großem Stil umsetzen. Projektmanager Timm Schwarzer und sein Team feilen seit sieben Jahren an dieser Idee. Das Einzige, was noch zur Umsetzung fehlt, ist das Geld.

Ein riesiger logistischer Aufwand ist für das Projekt vonnöten, bis zu 60 Millionen Euro brauche Polewater für sein Vorhaben, sagte Schwarzer der Berliner Morgenpost. Modulare Hochseeschlepper sollen die oft Millionen Tonnen schweren Eisriesen vom Südpol in Richtung Südafrika ziehen, nachdem Satelliten sie zuvor aufgespürt haben. Das schmelzende Süßwasser will Polewater an mobilen Wasserstationen filtern und schließlich in schwimmenden „waterbags“ in die Häfen transportieren.

Auf ihrer Website gibt sich die Firma betont umweltfreundlich. Die Umwelt läge ihr mehr am Herzen „als alle Eisberge dieser Welt“. Das klingt skurril, wo Eisberge doch Teil des Ökosystems Erde sind.

Keine Hilfsorganisation

Polewater ist keine humanitäre Hilfsorganisation, sondern ein Unternehmen mit Profitinteresse. Das antarktische Wasser, so einer der Werbetexte, könne nicht nur Menschen ohne sicheren Zugang zu Trinkwasser versorgen, sondern sei als „der Champagner unter den weltweiten Wassersorten“ auch für Wellnessprodukte geeignet. Also noch ein überteuertes Flaschenwasser für Menschen, die ihr Leitungswasser verschmähen und gern daran glauben wollen, der Welt durch grüngewaschenes Konsumverhalten etwas Gutes zu tun?

Auch aus wissenschaftlicher Sicht hätte das Vorhaben wohl nicht die beste Umweltbilanz. Allein die Treibstoffmenge für die Hochseeschlepper wäre immens, zudem könnten die Eisberge laut PolarforscherInnen durch Abgase der Schiffe verunreinigt werden.

Das Eis aus der Antarktis könnte prinzipiell den globalen Trinkwasserbedarf decken, nachhaltig wäre das Eisbergzapfen aber nicht. Dass Polewater sich als gewinnorientiertes Unternehmen als Weltverbesserer inszeniert, bleibt allerdings unglaubwürdig.

Mit Wasser sollte man keine Geschäfte machen und Klimaschutz geht längst nicht mehr ohne Verzicht. Ökologisch sinnvoller wäre es, die eigenen Konsumgewohnheiten zu verändern und globalen Playern wie Nestlé und Coca-Cola den Hahn abzudrehen.

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