: »Lili-Marleen-Halle« für Olympia
■ Vorentscheidung für Olympia-Mehrzweckhalle gefallen/ Stadion der Weltjugend wird abgerissen
Berlin. Am Wochenende ist zu einem der bedeutendsten Vorhaben der Olympiabewerbung Berlins die Vorentscheidung gefallen: Eine interdisziplinäre Kommission wählte drei Entwürfe für die Olympia- Mehrzweckhalle aus, die auf dem Gelände des Stadions der Weltjugend entstehen soll. Mit der entgültigen Entscheidung wird Mitte April gerechnet. Bis dahin werden die Nutzungs- und Finanzierungskonzepte eingehend geprüft.
Ursprünglich hatten sich 47 Interessenten gemeldet, von denen aber nur sechs am Auswahlverfahren teilgenommen haben.
Das Investitionsvolumen, daß zwischen 1,1 und 1,6 Milliarden Mark beträgt, soll vollends durch private Geldgeber aufgebracht werden. Neben der Mehrzweckhalle sollen auf dem Areal Hotels, Läden und Büros entstehen. Insgesamt sind 180.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche für die gewerbliche Nutzung geplant. Wie Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD) erklärte, soll der Betrieb der Anlage für das Land Berlin kostenneutral sein. Mögliche Defizite der Halle sollen durch die Erträge der Gewerbeflächen kompensiert werden. Noch ungeklärt ist die Zahl der Wohnungen, die errichtet werden. Der Senat hat hierfür, nach den Worten von Bausenator Wolfgang Nagel, keine Eckdaten definiert.
Ungeklärt ist auch noch die Art des Vertrages, der zwischen dem Land Berlin und dem Investor abgeschloßen wird. Meisner rechnet entweder mit einem Erbbauvertrag, der zehn bis zwanzig Jahre zinsfrei ist, oder einem Kaufpreis unterhalb des Verkehrswertes. Ohne ein solches Angebot, so Meisner, hätte kaum ein Investor interessiert werden können. Wenn Mitte April die Entscheidung gefallen ist, soll der Preisträger einen Städtebau- und Architektenwettbewerb ausloben. Baubeginn soll in einem Jahr sein, doch werden die Unterlagen bereits mit der offiziellen Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komittee im September eingereicht. Bereits im Mai wird mit dem Abriß des Stadions der Weltjugend begonnen.
Wer die Sport- oder Kulturveranstaltungen in der Halle aufsuchen will, muß sein Auto zu Hause lassen. Es werden keine Parkplätze für Besucher bereitgestellt. Auf dem gesamten Areal sollen nur 1.500 Stellplätze entstehen, davon 500 für das Hallenpersonal. Allerdings wird der U-Bahnhof »Schwarzkopff-Straße« ausgebaut werden, unter Umständen wird sogar eine Stich- oder Parallelbahn in das Gelände gebaut.
Für die Mehrzweckhalle wird noch ein Name gesucht. Wenn es nach Meisners Wünschen ginge, würde er »Lili Marleen« lauten. Denn vor 76 Jahren, so hat der Wirtschaftssenator herausgefunden, hat der Soldat Hans Leip in der Kaserne, die damals auf dem Gelände stand, das berühmte Lied gedichtet. dr
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