Ligen in Europa: Der Ball wird flach gehalten
Von Barbara Oertel
In den meisten Staaten Europas gibt es offensichtlich nur wenig Neigung, dem Beispiel der deutschen Bundesliga nachzueifern. Allez les Bleus? Von wegen. In Frankreich hat die Ligue 1 die Saison vorzeitig abgepfiffen, Paris Saint-Germain ist Meister. Der Verein widmete seinen Sieg dem Gesundheits- und Pflegepersonal, das in Coronazeiten tapfer seine Pflicht erfüllt. Immerhin.
In Spanien ist der Spielbetrieb seit dem 12. März unterbrochen. In der vergangenen Woche kamen die Spieler aller Teams der ersten und zweiten Liga erstmals wieder in die Trainingszentren ihrer jeweiligen Klubs. Der Neustart der Saison soll zwischen dem 14. und dem 28. Juni erfolgen.
In Dänemark wird bereits wieder trainiert, die Trockenübungen sollen bisherigen Planungen zufolge jedoch Anfang Juni durch reale Partien ersetzt werden. ZuschauerInnen müssen zunächst einmal zu Hause bleiben. Demgegenüber bleiben FinnInnen gespenstische Begegnungen erspart. Die sollen in der Männerliga wieder am 1. Juli starten, bis zu 500 BesucherInnen pro Spiel sollen möglich sein.
Auch im fußballverrückten Kroatien läuft es seit Mitte März nicht mehr rund. Zwecks Überbrückung der Abstinenz machten sich Fans der Erstligisten Dinamo Zagreb und Hajduk Split als Lebensmittellieferanten und Möbelpacker nützlich. Das dürfte sich ab dem 6. Juni ändern, wenn die erste Liga wieder startet.
In Russland ist geplant, den Spielbetrieb im Juni wieder aufzunehmen. Das ist mehr als sportlich angesichts der Tatsache, dass derzeit mit rund 10.000 Corona-Neuinfizierten täglich Rekordwerte erreicht werden. Der russische Fußballverband habe entsprechende Richtlinien erarbeitet und sich dabei der besten Beispiele aus Europa bedient, unter anderem aus Deutschland, schreibt der Kommersant. Eine Entscheidung soll an diesem Freitag fallen.
Gänzlich außer Konkurrenz ist derzeit Weißrussland auf dem Rasen unterwegs – in normalen Zeiten nicht unbedingt der Nabel der Fußballwelt. Dauerpräsident Alexander Lukaschenko, der die Aufregung um Corona ohnehin für völlig übertrieben hält, hat einfach ohne Unterbrechung weiterspielen lassen – nebst freundlicher Unterstützung aus der Fankurve. Damit hat Weißrussland jetzt, außer der Vollstreckung der Todesstrafe, ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in Europa. Doch siehe da. Da es auch unter den Fußballern erste Coronafälle gibt, wird die neunte Spielrunde in der Vysshaja Liga nicht wie geplant am 15. Mai beginnen. Geht doch.
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