Ligagipfel HSV gegen Leverkusen: "Es sieht nicht gut aus"
Das Spitzenspiel der Bundesliga zwischen Hamburg und Leverkusen bleibt torlos. Der HSV verteidigt ordentlich, büßt wieder einen Stürmer ein und freut sich schon auf die Winterpause.
HAMBURG taz | Die Vorgeschichte des 0:0 zwischen dem Hamburger SV und Bayer Leverkusen beginnt damit, dass HSV-Trainer Bruno Labbadia und der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann beschlossen, die talentierten Offensivkräfte Maxime Choupo-Moting (Nürnberg), Sidney Sam (Kaiserslautern) und Änis Ben-Hatira (Duisburg) zu verleihen.
Wäre nicht weiter tragisch, wenn die Vorgeschichte des 0:0 im mit 57.000 Zuschauern ausverkauften Volkspark nicht damit weitergegangen würde, dass Mladen Petric, Verletzung der Peroneussehne, und Paolo Guerrero, Riss der Kreuzbänder im Knie, ausfallen. "Eine Notsituation", sagt Labbadia. Petric und Guerrero haben den HSV an die Tabellenspitze geschossen. Mit einem großartigen Mittelfeld: Zé Roberto und David Jarolim, und einer stabilen Abwehr hinter sich.
Ab einer Entfernung von 22, 23 Metern trifft Petric mit ziemlicher Sicherheit. Je näher, je sicherer. Labbadia hatte ihm gerade beigebracht, dass er sich auch Bälle im Mittelfeld holen kann, dass er defensiv arbeiten muss, da trat ihm Herthas Kaká den Fuß kaputt. Labbadia musste Petric das beibringen, weil der die Rolle von Guerrero übernehmen sollte, dem im Länderspiel Peru gegen Venezuela das hintere Kreuzband im linken Kniegelenk riss. Das vordere Kreuzband wurde beschädigt. Halbes Jahr Pause.
Labbadia hatte, als noch nicht fest stand, was Guerrero hat, gesagt: "Es sieht nicht so gut aus." Sagte er am Samstag gegen 21.00 Uhr wieder. Diesmal ging es um Tolgay Arslan, 19 Jahre alt, der normalerweise gegen den Zipsendorfer Fußballclub Meuselwitz, den Vogtländischen Fußball-Club Plauen, und den FC Oberneuland spielt.
Mit der zweiten Mannschaft des HSV in der Regionalliga Nord unter Trainer Rodolfo Cardoso. Arslan spielte neben Marcus Berg im HSV-Sturm, weil Labbadia am 4-4-2-System festhalten wollte. "Es sieht nicht so gut aus", sagte Labbadia übers rechte Knie von Arslan, den Leverkusens Arturo Vidal gefoult hatte.
"Wir wollen nicht jedes Wochenende jammern", sagte Labbadia. Wieder wurde die Frage nach der Verpflichtung eines Stürmers gestellt. "Wir können keinen Stürmer außer einem arbeitslosen holen", erklärte Labbadia, "der braucht aber bis zur Winterpause, bis er fit ist." Das sieht der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann, der, so hört man, den arbeitslosen Ebi Smolarek gerne genommen hätte, mittlerweile auch so: "Vertragslose Spieler helfen uns nicht weiter." Hoffmann und Labbadia hoffen, dass Petric nach der Winterpause wieder spielen, und man dann einen verpflichten kann, der nicht arbeitslos war.
Die Lage auf dem Transfermarkt für Stürmer mit gewisser Klasse erklärte Hoffmann so: "Wenn in der Transferperiode ein Spieler ausfällt, bekommen Sie zehn SMS in kurzer Zeit. Diesmal ruhte der See still."
Auf die Frage, was er gedacht habe, als Arslan so am Spielfeldrand lag, Doktor und Physiotherapeut über ihn gebeugt, machte Labbadia "pfft". Und sagte dann: "Nicht viel, da denkt man darüber nach, was man jetzt macht." Labbadia brachte Tunay Torun. Ebenfalls 19, ebenfalls normalerweise in der Regionalliga aktiv, ebenfalls talentiert.
Bei Leverkusen saßen Toni Kroos, der für den schwachen Eren Derdiyok kam, und Theofanis Gekas auf der Bank. Beim HSV saß, als Labbadia auch noch Jonathan Pitroipa brachte, niemand mehr auf der Bank, der wegen des Tore Schießens kickt.
Nicht zur Beruhigung der Lage trägt bei, dass Arslan und Torun gut spielten, Torun die größte Chance des Spiels vergab. "Leider", wie er sagt. Der andere, Marcus Berg, 23 Jahre alt, mit zehn Millionen Euro der teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte, war schwach. In der ersten Halbzeit nur Stolpern, technische Fehler, Hampeln.
Die Geschichte des 0:0 endet damit, dass auch Bayer kein Tor schoss. Weil Stefan Kießling, Eren Derdiyok und Toni Kroos gegen Jérôme Boateng und Joris Mathijsen kaum Chancen hatte. Und wenn doch, war HSV-Keeper Frank Rost da. Noch zwölf Spiele hat der HSV bis zur Winterpause und drei Stürmer. Wobei es in der zweiten Mannschaft noch zwei gibt, die Labbadia holen könnte: Rafael Kazior und Maximilian Beister.
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