: Lifestyle kostet
■ Wünsche-Konzern rechnet mit 100 Millionen Mark Verlust zum Jahresende
Der Hamburger Wünsche-Konzern, der seit August dieses Jahres von Ex-Boss-Chef Peter Littmann geleitet wird, hat überraschend einen Verlust von 100 Millionen Mark zum Jahresende angekündigt. Noch bei der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft im Juli hatte der damalige Vorstandsvorsitzende und heutige Aufsichtsrat Kai Wünsche den Aktionären eine Dividende in Aussicht gestellt.
Littmann erklärte gestern dagegen, er habe nach seinem Amtsantritt den Konzern gründlich durchleuchtet und wolle nun erst einmal die Altlasten bereinigen. Daher seien zum Jahresende hohe außerordentliche Aufwendungen zu erwarten, die zu dem Verlust führten. Im einzelnen handele es sich etwa um Garantieleistungen für verkaufte Beteiligungen oder „Filialbereinigungen“bei der Textilkette Jean Pascale.
Für den Umbau zu einem reinen Textilkonzern will Littmann die verbliebene Immobiliensparte, den Bau-Verein zu Hamburg, verkaufen. Außerdem will er den ehemaligen Mischkonzern Wünsche als einen internationalen Lifestyle-Konzern etablieren, der neben Mode auch Kosmetik, Schuhe, Uhren oder Brillen vermarktet.
Aufsichtsrat Kai Wünsche ist kein Unbekannter. Der Geschäftsmann mit FDP-Parteibuch versuchte 1989 mit importierten FDP-Mitgliedern aus der ganzen Republik erfolglos, die Hamburger Partei konservativ zu unterwandern. Im selben Jahr übernahm er die Mehrheit des Bauvereins und wandelte anschließend trotz gegenteiliger Versprechen einen Großteil der 5.200 Mietwohnungen in Eigentum um. Kurz darauf geriet er in die Schlagzeilen, weil er über eine seiner Firmen dem Scientologen Götz Brase einen Kredit gegeben und damit ein Scientology-Zentrum in Eppendorf mitfinanziert hatte. lno/mac
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen