■ Urdrüs wahre Kolumne: Lieber Harry...
Fußball, was ist aus Dir geworden! Da nimmt doch wahrhaftig vor dem Schicksalsspiel des SV Werder in Mailand der bremische Lillehammer Rune Bratseth eine Aus-Zeit, um die Geburt seines Christkinds abzuwarten. Früher aber, so weiß der Kicker-Abonnent, da zog es „Eisenfuß“ Höttges noch hochschwanger zum Bodycheck auf den grünen Rasen, wenn der Tabellenstand es verlangte. Alles Weicheier heute.
Jede Regel hat ihre Ausnahme. In Bremen heißt diese Harry Warrelmann. LIEBER HARRY, bitte laß' Dich nicht demontieren durch feige Denunzianten aus der Reservebank, die Dir jetzt ans Bein pinkeln, obwohl sie Dir sonst nicht das Wasser, geschweige denn das Werkzeug bei der Bombenentschärfung reichen können. Für die BremerInnen bleibst Du ein Held genau wie der Roland oder der Kaisen oder der Willi der Lemke – und selbst wenn Dir das Neiderpack, die intriganten Kameradenschweine, die willfährigen Büttel des Verrats nachweisen könnten, daß Du vertrauensvoll mit der einen oder anderen Kampfmittelbeseitigungs-GmbH zusammen gearbeitet und dafür vielleicht mal eine Kollektion Grappa zum Geburtstag geschenkt bekommen hast: Wird dadurch das Heldentum Deiner unterbezahlten Einsätze gegen die Bombenfindlinge geringer? Solidarität mit Harry Warrelmann – und sofortige Verbannung der Häscher und BösZeugnisgeber nach Niedersachsen oder besser noch nach Lummerland, wo solch Gesindel in der Lokomotive verheizt wird!
Einen Schritt in Richtung sozialer Rehabilitation ging jetzt der in diesen Spalten bislang aus gutem Grund stets geächtete türkische Generalkonsul Karl Grabbe. Die B-Jugend der Fußballsparte von TURA wurde jetzt von Grabbes Fertighaus-Kolonne Interhomes mit Trainingsanzügen ausgestattet. Wenn jetzt auch noch Honigkuchen zum kurdischen Nevroz-Fest und Knast-Abos von TAZ und ÖZGÜR GÜNDEM für die verurteilten PKK-Kämpfer in deutschen Knästen gespendet werden, so lüften wir mit freundlichem Respekt den Hut: „Chapeau, Exzellenz - nur weiter so!“
To whom it concerns: Das Gartenbauamt Bremen (Abt. Friedhöfe) weist darauf hin, daß abgelaufene Nutzungsrechte an Grabstellen derzeit gebührenpflichtig verlängert werden können. Nutzungsberechtigte werden überdies gebeten, Anschriften- und Namensänderungen mitzuteilen. Wie denn das?
Nun wollen wir mal dem Heiner helfen. Der sucht nämlich seit Tagen ganz verzweifelt den Kurt und der Kurt soll ihm verzeihen und alle Mißverständnisse können geklärt werden: „Wenn du nur erst wieder da bist –melde dich! Komm vorbei! Ich warte Tag und Nacht!“ Der Heiner hat mindestens zwanzig handschriftliche (!) Originalzettel mit dieser Message in Kneipen und Läden ausgehängt und soviel Eifer will belohnt sein. Trau dich, Kurt – und Heiner wird sich wohl wahrscheinlich ziemlich sicher bessern. Und dann kommt doch auch noch der Frühling... Ulrich Reineking-Drügemöller
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