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„Liebe taz...“ Mit der Sozi zu „Feinkost Albrecht“

„Sozialhilfe soll runter“, taz vom 16.9.1999 und „Zwei billige Oberhemden sollen reichen“, taz vom 17.9.1999

Langzeitarbeitslos, suchtkrank, Sozialhilfe-Empfänger. Seit 1981 „liege“ ich in der sozialen Hängematte, lasse mich stürmisch schaukeln, habe die Hoffnung längst aufgegeben, um auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Meine Klamotten wasche ich einmal im Monat von der tollen Waschbeihilfe, mein Essen hole ich nur in Feinkostläden (Feinkost Albrecht), aber mit meiner Bekleidungspauschale komme ich deswegen so gut aus, weil ich meine Unterwäsche und Strümpfe 14 Tage anlasse und im Sommer barfuß laufe.

Die Kinder sollen sich bloß nicht beklagen wegen der Kürzungen, ich bin schließlich seit 1963 (12 Jahre und 1,59 Meter groß) auch nicht mehr gewachsen. Ich habe zwar keinen Bekanntenkreis mehr, weil ich oft so streng rieche, aber ich habe wenigstens gestärkte Hemdkragen, die sich durch langes Tragen gut stärken lassen. Das „Gute“ an den Kürzungen sehe ich so: Viele Menschen werden jetzt wohl endlich miteinander reden und sich austauschen, gemeinsam sich zur Wehr zu setzen und sich nicht mehr politische und asoziale Bosheiten gefallen lassen.

Wer Konsequenzen aus dem Rechnungshof ziehen will, sollte sich auf die Seite der Hilfebedürftigen stellen, Frau Adolf.

Jürgen Gerke

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