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„Liebe taz...“ Menschenverach-tende Ignoranz

Betr.: „Von Gespenstern in Haft gehalten“, taz bremen vom 29.9.2000

Während sich die Demokraten der Republik gegen die braune Pest zusammenschließen und Maßnahmen zum Schutz ausländischer Mitbürger und Flüchtlinge diskutieren, ist es als wenn diese Debatte an den Behörden, die mit Abschiebungen befasst sind, spurlos vorüberginge. Zynische Haltungen und menschenverachtende Ignoranz, wie sie in diesem Artikel deutlich werden, sind für mich die Kehrseite der offenen Gewaltanwendung und oft nicht weniger grausam.

Dabei sind diese Flüchtlinge häufig schuldlos über lange Zeit inhaftiert und sehen einer ungewissen, meist düsteren Zukunft entgegen. Es verwundert nicht, dass einige in dieser Situation ganz eigene Pathologien entwickeln und besonders psychisch leicht dekompensieren. Diese Kranken haben keine frei Arztwahl und sind dem Arzt, der für sie gerufen wird ausgeliefert. An dieser Stelle müssen die Verantwortlichen sich fragen lassen, warum stets ein bestimmter Kollege zugezogen wird, dessen Kompetenz, besonders was psy-chiatrische Fälle angeht, durch eine Reihe von Vorfällen in Frage gestellt ist. Was hindert die Behördenleitung daran, den Kollegen zu verpflichten, in schwierig gelagerten Fällen Fachkollegen zu Rate zu ziehen? Es kann auf die Dauer nicht angehen, dass ich und andere bei vermuteten gravierenden Behandlungsfehlern von Betreuern alarmiert, ohne behördliches Mandat und gegen Widerstände versuchen korrigierend einzugreifen, um Schlimmeres zu verhüten. Fragen lassen muss sich auch die Ärztekammer, welche Möglichkeiten sie sieht, die Qualität der ärztlichen Behandlung, um derer Sicherung in vielen Bereichen der Medizin gerungen wird, auch für die Häftlinge im Bremer Abschiebeknast sicherzustellen

Hans Joachim Streichler Allgemeinarzt – Chirotherapeut

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