: „Liebe taz...“ Ja zu Reflexion plus Erfahrungslernen
■ Betr.: „Auf du und du mit dem Politik-Unterricht ... ?“, taz bremen vom 8. Juli 1999
Mit großer Freude habe ich der taz entnehmen können, dass maßgebliche Bremer Bildungspolitiker die Modernisierung der politischen Bildung in den Schulen befürworten. Insbesondere möchte ich die Position von Herrn Zachau (Bündnis 90/Die Grünen) unterstreichen, dass eine solche Modernisierung durch das Praktizieren von „mehr Aktionismus“ nicht ausreiche, sondern dass, so der taz-Artikel, „ein sinnvoll kalkulierter Spagat zwischen Praxis und Theorie“ viel wichtiger sei.
Damit findet Herr Zachau mich voll und ganz auf seiner politikdidaktischen Seite; Denn es gibt tatsächlich sehr plausible Anhaltspunkte dafür, daß nachhaltiges Politik-Lernen weder von politischem Aktionismus noch von der immer noch verbreiteten Belehrungskultur zu erwarten ist. Lernwirksamer dürfte demgegenüber eine schulische politische Bildung sein, die es Schülerinnen und Schülern ermöglicht, sich in authentischen, politikrelevanten (d.h. gegebenenfalls auch schulübergreifenden) Problemzusammenhängen als aktiv handelnde Subjekte zu erfahren.
Dieses (zugegebenermaßen sehr verdichtet ausgedrückte) Verständnis von Erfahrungslernen schließt notwendigerweise die Reflexion der Aktivitäten mit ein! Und genau hier liegt der Unterschied zum (reflexionslosen!) Aktionismus. Dieser erfahrungs- bzw. subjektorientierte Anspruch ist Kern der von mir vertretenen Perspektive einer zu modernisierenden politischen Bildung in den Schulen. Mit umso größerer Verwunderung lese ich in dem hier kommentierten taz-Artikel, daß ausgerechnet ich „mehr Aktionismus“ in der politischen Bildung fordere ... Noch einmal: Ja zu Reflexion einschließendem Erfahrungslernen! Nein zu Aktionismus und Belehrung!
Dr. F. Klaus Koopmann, Hochschuldozent für Politikdidaktik im Fachbereich 8 (Sozialwissenschaften) der Universität Bremen
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