: „Liebe taz...“ Bis über die Schoten im Schlick
Betr.: „Bremen wird zu Tode gespart“, taz vom 28.12.99
Wieso werden in Bremen alle relevanten Themen als Solonummer vom politischen Rand her diskutiert – wie in diesem intelligenten und bemerkenswerten Beitrag des ehemaligen CDU-Fraktionsgeschäftsführers Erich Röper. Während in der Bürgerschaft Regierung und Opposition das Pflichtprogramm abspulen, über ver- oder unerlässliche Halbtagsschulen, Schlammpeizger oder Köllmanns Seriosität die üblichen zahnlosen Worte tauschen, kommt das beherrschende Zukunftsthema öffentlich einfach nicht vor! Es heißt: In vier Jahren steckt die CDU-SPD-Optimistenjolle bis über die Schoten im Schlick. Ohne Geld können sich dann auch berufsmäßige Schönredner nicht länger besoffen reden. Diese Unbezahlbarkeit des großkoalitionären Allerleis rechnet Röper den Akteuren auf Cent und Euro vor. So ungeschminkt, dass sogar Henning Scherf das Egon-Krenz-Lächeln vergehen müsste. Übrigens: Weiß eigentlich jemand, was die Grünen derweil so treiben?
Eine Korrektur hätte ich an Röpers Analyse: Wenn ich das 99er Verfassungsgerichtsurteil richtig lese, könnte Bremens alljährliche Päppel-Alimente schon im Jahr 2002 versiegen. Dann nämlich, wenn die verlangten Verhandlungen zwischen den Ländern scheitern. Dazu genügt bei der verlangten Einstimmigkeit die Bockbeinigkeit eines einzigen Landes wie Bayern oder Hessen. Fazit: Röpers These, dass es besser sei, als bremischer Niedersachse in einer lebendigen Großstadt zu wohnen statt als Bremer Lokalmuffel in einer kulturellen sibirischen Steppe unter Scherf, Perschau und den anderen Undsoweiters, ist uneingeschränkt zuzustimmen. Und zwar im Interesse dieser Stadt! Klaus Jarchow
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