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Licht aus in Surinam

■ Guerilla besetzt Wasserkraftwerk

Paramaribo/Berlin (AFP/taz) – In Paramaribo, der 250.000-Einwohner-Hauptstadt des kleinen Surinam nordöstlich Brasiliens, geht seit Dienstag abend nicht mehr viel. Guerilleros der bislang unbekannten „Surinamischen Befreiungsfront“ setzten eine Turbine des Wasserkraftwerkes bei Affobakka, hundert Kilometer südlich der Hauptstadt, außer Betrieb, nachdem ein Ultimatum an die Regierung abgelaufen war. Ganze Viertel der Hauptstadt sind ohne Strom. Seit Montag halten etwa hundert Bewaffnete das Wasserkraftwerk besetzt. Etwa 30 Arbeiter sind als Geiseln gefangen.

Die Rebellen fordern den Rücktritt der Regierung unter Präsident Ronald Venetiaan. Diese sei für die soziale und wirtschaftliche Misere des Landes verantwortlich. Außerdem protestieren die Guerilleros gegen die drohende Vertreibung großer Bevölkerungsteile aus der Region Brokopondo. Dort gewährte die Regierung einem US-amerikanischen Konzern eine Konzession zum Goldabbau. Die Bevölkerung, die vom Goldschürfen lebt, fürchtet um ihre Existenz.

Die Rebellen drohen, das Wasserkraftwerk zu sprengen, falls ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Eine gewaltsame Befreiung der Geiseln dürfte sich schwierig gestalten, denn die einzige Zufahrtsstraße ist auf einer Länge von sieben Kilometern von den Rebellen vermint worden. Am Mittwoch dauerten Verhandlungen mit den Besetzern an, nachdem diese vier Geiseln freigelassen hatten.

Mit dem Angriff auf das Kraftwerk ist auch die Wirtschaft Surinams getroffen, denn der Abbau von Bauxit und die Verarbeitung zu Tonerde und Aluminium – Hauptexportprodukte des Landes – sind extrem energieaufwendig.

Bewaffnete Gruppen sind in Surinam nichts neues. Bereits Mitte der Achtziger hatte sich unter dem Namen „Dschungel-Kommando“ eine Guerilla vorwiegend aus „Maroons“, Schwarzen, gebildet, die gegen die linke Militärdiktatur Armeechefs Desi Bouterse kämpfte. Es halten sich Vermutungen, daß diese Guerilla sowohl von der US- amerikanischen CIA als auch von der Drogenbehörde (DEA) unterstützt wurde, nachdem Bouterse der Verwicklung ins internationale Drogengeschäft beschuldigt worden war. Der jetzige Guerilla-Chef „Maisi“ soll nach Informationen aus Paramaribo ein ehemaliges Mitglied der „Dschungel-Kommandos“ sein. Diese hatten 1992 ein Friedensabkommen mit der Regierung Venetiaan geschlossen. pkt

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