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Libyen übergibt Großbritannien Informationen über IRA-Hilfe

Genf (taz) — Libyen hat Großbritannien erstmals Informationen über seine Unterstützung der IRA übergeben. Nach einem zweistündigen Gespräch mit dem libyschen Botschafter in Tunis, Abdul Atti al-Obeidi, im Genfer UNO-Palast erklärte der Geschäftsträger der britischen UN- Mission, Edward Chaplin, die mündlich übermittelten Informationen würden nun in London überprüft. Das hochrangige Treffen — das erste seiner Art seit Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten — war erst nach langem Hin und Her unter Vermittlung Spaniens, Algeriens und Ägyptens zustande gekommen. London ist vor allem an Details über die Ausbildung von IRA-Rekruten interessiert sowie über Waffen, die sich heute auf Grund libyscher Lieferungen im Besitz der Organisation befinden. In einem Interview mit der Londoner 'Times‘ hatte Gaddafi noch Anfang Mai die Preisgabe von Informationen strikt abgelehnt, da „dies ein ähnliches Problem schaffen könnte wie die Lockerbie-Anschuldigungen“. London hatte der Regierung Gaddafi in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen, der „gefährlichste Helfer“ der IRA zu sein und diese mit Tonnen von Waffen und Sprengstoff sowie mit Geld versorgt zu haben. 1986 brachten französische Zöllner das unter libyscher Flagge fahrende Handelsschiff „Eksund“ mit 110 Tonnen Waffen für die IRA auf. Als mögliches Motiv für die Bereitschaft Libyens, jetzt doch Informationen zu übermitteln, gelten die im April in Kraft getretenen UNO-Sanktionen, die Tripolis zwingen sollen, die beiden von London und Washington als Lockerbie-Attentäter beschuldigten Libyer auszuliefern. Andreas Zumach

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