: Liberation DIE ANDEREN
Kriegsdrohungen sind Iraks
furchtbarste Waffe
Die furchtbarste aller Waffen, über die das irakische Regime verfügt, ist unbestreitbar diejenige, den öffentlichen Meinungen und politischen Führern mit dem Krieg zu drohen, die Angst davor haben. Und vor allem diejenige, diese Drohungen beständig glaubwürdig erscheinen zu lassen. Der irakische Führer hat es gestern in seinem Kommentar zur Kassette George Bushs wiederholt: „Sie können diese Entscheidung fällen, aber dieser Krieg wird ein Desaster werden, für Sie, Ihre Verbündeten und Ihre Komplizen.“ Anders ausgedrückt: Im Unterschied zu den amerikanischen Führern und denen ihrer Verbündeten fürchten die irakischen Führer den Krieg nicht und das ist ihre Stärke.
Wie lange halten USA noch durch?
Irans lange Grenze mit dem Irak kann nun mit Leichtigkeit und rapide zum Durchlaß für unkontrollierbare Mengen von Lieferungen aus China, Indien, Jugoslawien, Kuba, Rumänien oder anderen Ländern werden, die bereit sind, „Lebensmittel und Medizin“ an den Irak zu liefern. [...] Außenminister James Baker hat [...] erklärt, die nächsten sechs Wochen seien entscheidend für die Entwicklung am Golf. Verteidigungsminister Dick Cheney hat klar gemacht, daß sich die amerikanischen Truppen in Saudi-Arabien auf eine lange Zeit eingerichtet haben. Doch der Stabschef des Weißen Hauses, John Sununu läßt durchblicken, daß der Sturz Saddam Husseins nicht zu den amerikanischen Zielen gehört. Solche Erklärungen mögen alle miteinander Bestandteil des Nervenkriegs sein. Doch wenn die Blockade bedeutungslos wird und militärische Mittel offen ausgeschlossen werden, dann ist die Frage nicht mehr: „Wie lange kann Saddam durchhalten?“, sondern: „Wie lange werden die USA auf ihren ursprünglichen Forderungen bestehen, und was planen sie, um diese durchzusetzen?“
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