Liberalisierung des Strommarktes: Stadtwerke im Verbund
■ Kommunale Energieversorger machen gemeinsame Sache gegen Strommultis
Die kommunalen Energieversorger in Niedersachen und Bremen wollen enger zusammenarbeiten, um nach der Liberalisierung des Energiemarktes überleben zu können. Der Vorsitzende des Bundesverbandes der Gas- und Wasserwirtschaft (BGW), Erich Deppe, sagte, das „kommunale Netzwerk Niedersachsen“stehe kurz vor der Gründung. Mit den Stadtwerken von Bremen, Braunschweig, Göttingen, Hannover, Hildesheim, Osnabrück und Wolfsburg werde eine Aktiengesellschaft gegründet, um das know how zu bündeln und im Wettbewerb bestehen zu könne.
Deppe warnte vor einer völligen Liberalisierung auf dem Energiemarkt. „Sollte es dazu kommen, sind von den knapp 1.000 kommunalen Energieversorgern bundesweit höchstens hundert überlebensfähig“, sagte Deppe. Wenn die umstrittene Energierechtsnovelle wie geplant beschlossen werde, sei „das Sterben von Stadtwerken vorprogrammiert“, sagte Deppe, der auch Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Hannover ist.
Nach seiner Meinung ist es gleichgültig, ob sich die von der EU-Kommission in Brüssel vorgeschlagene Drei-Jahres-Staffelung nach Verbrauchsmengen bis 2003 durchsetze oder der Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Günther Rexrodt (FDP), wonach alle Großkunden schon ab 1998 ihre Energielieferanten frei wählen könnten. Wenn allein der Markt den Preis bestimme und der Kunde den Lieferanten, hätten im Wettbewerb nur noch die großen Atomstromkonzerne eine Chance, fürchtet Deppe.
Der Tod kommunaler Versorger sei aber nicht allein eine Frage der Größe. „Ich sehe auch die Gefahr, daß Stadtwerke mit hoher Energieerzeugung interessant für unfreundliche Übernahmen werden“, meinte Deppe. Einzige Chance für kommunale Unternehmen sei ein „Querverbund“, mit dem Ziel, Energielieferungen aus einer Hand anzubieten. dpa/taz
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