: „Lex Zech“ oder gute Architektur?
■ Kleine taz-Umfrage: Technologiepark-Investoren lehnen Hochhaus-Projekt. keineswegs „einvernehmlich“ ab. Senat zwingt Bausenatorin zum Kompromiss
„Architektur und Geschosszahl des Teerhofs können nicht den Maßstab für den Technologiepark bilden.“ Mit diesen Worten distanziert sich der baupolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Carsten Sieling, von der bisherigen Technologiepark-Planung des Bauressorts. Neuralgischer Punkt der Diskussion: Das Hochhaus-Projekt von Zechbau im Technologiepark.
Bei potenziellen Nachbarfirmen sei es auf „einvernehmliche Ablehnung“ gestoßen, wollte SPD-Bausenatorin Wischer am Dienstag dem Senat weißmachen. Neben der stadt-architektonischen Begründung wäre das ein zusätzliches Argument, warum es auch aus der Sicht des Wirtschaftssenators abzulehnen wäre.
Wer bei den in der Senatsvorlage genannten Firmen nachfragt, stößt allerdings auf unterschiedliche Reaktionen. Megatel-Chef Hans-Robert Gath, der aus seinem Büro auf den Bauplatz blickt, kann sich ein Hochhaus gut vorstellen, „solange es archtitektonisch interessant ist.“ Siemens, in der Nähe des Bauplatzes durch eine weitläufige Parkplatz-Landschaft vertreten, hat sich auch nicht dagegen ausgesprochen. Zech-Freund Otto A. Schwimmbeck, Inhaber von OAS, ist ebensowenig dagegen: „Wenn einer investieren will, könnte man ihm doch Auflagen machen, dass die fehlende Infrastruktur des Technologieparks in sein Projekt integriert wird“, schlägt er vor. Über eine Bankfiliale, eine Post, einen Kiosk und Gastronomie würde sich Schwimmbeck sogar freuen.
Dennoch wollen andere Nachbarn nicht, dass Zech eine Extrawurst gebraten bekommt. Als sie vor kurzem bauten, mussten sie sich sklavisch an die peniblen Bauvorschriften im Technologiepark halten. Um jede abgerundete Ecke mussten sie kämpfen, sogar die Farbe des Klinkers war ihnen vorgegeben. Manch einer von ihnen hätte gerne höher als die vier vorgeschriebenen Stockwerke gebaut. Günter Köhne, geschäftsführender Gesellschafter der Softwarefirma Miditec, wehrt sich gegen eine Genehmigung des Hochhaus-Projektes. „Wir werden nicht hinnehmen, dass eine „Lex Zech“ gemacht wird, die ihm gestattet, hier zu bauen, wie er will.“ Sollte es dazu kommen, will er mit den anderen Betroffenen dagegen vorgehen. Hans Schrübber, Geschäftsführer der Bregau-Insitute wäre auf jeden Fall dabei. „Wir würden Bremen auf Schadensersatz verklagen“, ist er sicher. Auch die Wohnungsbaufirma Riggers ist dagegen. Ihre Wohnhäuser liegen aber einige hundert Meter weit weg im Osten des Bauplatzes.
Unterm Strich: Die Interessenlage ist kompliziert und keineswegs „einvernehmlich“, wie das Wischer-Papier behauptet. Der Senat lehnte es daher am Dienstag ab, die Darstellung der Bausenatorin zustimmend zur Kenntnis zu nehmen. Im Anschluss an die Senatssitzung teilte die Bausenatorin mit, sie wolle nun zusammen mit dem Wirtschaftssenator ein Gespräch mit Kurt Zech suchen, um „eine möglichst hohe Verdichtung auch an dieser Stelle zu erreichen, ohne dass nachbarschaftliche Interessen verletzt werden“.
Der baupolitische Sprecher der SPD Carsten Sieling fordert indes, „alle an der Universität gültigen Bebauungspläne mit dem Ziel einer effektiveren Grundstücksausnutzung zu überarbeiten“. Wenn Hochhäuser gebaut würden, müsse die Nutzfläche gegenüber der ursprünglichen Planung gesteigert werden.
SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen moniert insbesondere die großen Parkplatzflächen im wertvollen Technologiepark. Beide SPD-Politiker erwarten „vom Wirtschaftssenator und der Bausenatorin, dass sie nun möglichst rasch die Bedingungen für eine interessante Architektur und verdichtete Bauweise schaffen, die offenbar alle in der Bremischen Bürgerschaft vertretenden Fraktionen dringend wünschen.“ Dies ist auch die Absicht des Bauherren Zech.
Hannes Külz
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