: Leviten für Eliten
Am „Führergeburtstag“ im Jahr der Machtergreifung 1933 wurden die ersten drei Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (NPEA, im Volksmund Napola) in Plön, Köslin und Potsdam eröffnet. Benannt waren diese Internats-Oberschulen zunächst nach dem SA-Führer Ernst Röhm. Nach dem so genannten Röhm-Putsch 1934 hießen sie offiziell nur noch NPEA. Bei Kriegsende existierten in Deutschland und den überfallenen Gebieten 43 Napolas, drei davon für Mädchen. Die Aufnahme in einer Napola setzte „arische Abstammung, einwandfreie Charaktereigenschaften, volle körperliche Leistungsfähigkeit und mindestens durchschnittliche geistige Begabung“ voraus. Zwei Drittel der Bewerber bestanden die einwöchige Aufnahmeprüfung nicht.
Das Hauptziel der Napola war die „Erziehung zu Nationalsozialisten, tüchtig an Leib und Seele für den Sieg an Volk und Staat“. Systematisch sollten die Schüler zur kommenden Führungsgeneration erzogen werden. Grundlegend für die pädagogische Methodik der Napola war das Wechselspiel von Verführung und Zerstörung: Die Individualität der Schüler sollte durch konsequente Entfernung aus dem zivilen Leben, extremen körperlichen Drill und ideologische Zurichtung zerstört werden; zugleich erhielten die Jugendlichen außergewöhnliche Angebote (Reiten, Segelfliegen etc.) und das Karriereversprechen einer künftigen Eliteposition. Die Lehrer mussten Offiziere sein; die Schüler waren in „Zügen“ und „Hundertschaften“ hierarchisch organisiert und trugen als Schulkleidung die Uniform der Hitlerjugend.
Insgesamt besuchten rund 17.000 Jungen (und einige hundert Mädchen) die Eliteschulen. Einer von ihnen war der Publizist Hellmuth Karasek. Auch er blieb nicht unberührt: „Ich habe mir damals als Napola-Schüler den Endsieg gewünscht, und erst nach 1945 ist mir klar geworden, dass der Endsieg sozusagen die schlimmstmögliche aller Lösungen gewesen wäre.“ Auch viele andere ehemalige Napola-Schüler übernahmen in der Bundesrepublik und auch der DDR führende Positionen in Wirtschaft und Gesellschaft; Brandts Regierungssprecher und UN-Botschafter Rüdiger Freiherr von Wechmar, Schauspieler Hardy Krüger, Zeit-Herausgeber Theo Sommer, Politbüro-Mitglied Werner Lamberz, Verleger Dietrich Steinkopff und Holocaust-Leugner Manfred Roeder sind nur einige von ihnen.
Der 1973 geborene Regisseur Dennis Gansel studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Sein Filmdebüt „Das Phantom“, ein RAF-Politthriller mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle, wurde 2000 mit drei Grimme-Preisen ausgezeichnet. Mit „Mädchen, Mädchen!“ drehte Gansel 2001 seinen ersten Kinofilm. „Napola“-Hauptdarsteller Tom Schilling spielte bisher unter anderem in „Crazy“, „Verschwende deine Jugend“ und „Agnes und seine Brüder“ sowie in einigen „Tatort“-Folgen und anderen Fernsehproduktionen, Max Riemelt gab sein Debüt in Dana Vávrovás „Der Bär ist los“ und arbeitete bereits für „Mädchen, Mädchen!“ mit Gansel zusammen. „Napola“ erhielt den Deutschen Filmpreis 2003 für das Beste noch nicht verfilmte Drehbuch; auf dem Viareggio European Filmfestival wurde das „Nazi-Drama“ (so das offizielle Genre) als Bester Film ausgezeichnet. „Napola – Eliten für den Führer“ startet am Donnerstag (13. Januar) in den deutschen Kinos. jank