■ Letzte Mahnung an: Geha: Es gibt andere Füller
Die Liste der Firmen, die nicht in den Fonds zur Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter einzahlen wollen, ist noch lang. Die Geha-Werke in Garbsen zum Beispiel sind auf gar keinen Fall bereit, an irgendjemanden irgendetwas zu bezahlen. Ihr Pressesprecher Peter Laib erklärt: „Das würde unser Unternehmen in der Existenz gefährden.“ Auch die Tatsache, dass jedes Unternehmen nur proportional nach seinen heutigen Umsatzzahlen einzahlen müsste, kann ihn nicht umstimmen: „Das kommt für uns auf keinen Fall in Frage.“
Geha sei heute so finanzschwach (der Jahresumsatz liegt „unter 50 Millionen Mark“), dass man sich solche moralischen Spirenzchen nicht leisten könne. Damals, ja da sei man noch groß gewesen. Und in der Tat wuchsen die Mitarbeiterzahlen nach 1933 stetig an. Von 280 Mitarbeitern 1930 stieg die Zahl auf 600 Mitarbeiter im Jahr1940. 1943 sattelte das Unternehmen, das zu Beginn des Krieges Kohlepapier und Stempelkissen produziert hatte, um: Per Zwangsverordnung wurde das Unternehmen angehalten, Patronenhülsen und Bleigeschosse herzustellen. Damals waren bei Geha nach Angaben des American Jewish Commitee 95 Zwangsarbeiter beschäftigt.
In der Nachkriegszeit beschäftigten die Geha-Werke, welche mit Büromaschinen und den schönen Geha-Füllern viel Geld machten, bis zu 2.000 Mitarbeiter. Doch die Verdrängung der Vergangenheit ist der Firma nicht gut bekommen. Heute sind hier gerade noch 44 Mitarbeiter beschäftigt. Die Geha-Füller werden inzwischen in Lizenz von der Konkurrenz Pelikan hergestellt. Man handelt nur noch mit Tageslichtprojektoren und Wandtafelzubehör.
Ist Lohn für getane Arbeit nicht mit dem Jahresumsatz vereinbar? Durch unsere Kaufentscheidung könnten wir den Umsatz noch weiter verringern.
Volker Weidermann
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