Letzte Kolumne „Bei aller Liebe“: Das Ende einer Reise
Ob Ungerechtigkeiten, den Genozid an den Tuts oder TK-Pizzen, in dieser Kolumne ging es immer mehr als nur ums Daten. Nun ist Zeit für eine Auszeit.
D as ist also meine letzte Kolumne, bevor ich eine Auszeit nehme, um mich auf die Geburt meines Kindes vorzubereiten.
Ich habe diese Kolumne im Herbst 2019 als Dating-Kolumne begonnen und drei Jahre später beende ich sie als werdende Mutter. Full Circle würde ich sagen, wobei das hieße ja, dass am Ende der langen Datingreise zwangsläufig die Schwangerschaft steht und das ist, glaub ich, verkürzt. Beim Dating ist die Reise das Ziel, aber trotzdem fühlt sich diese Kolumne an wie das Ende einer Reise, einer Ära.
Aufmerksame Leser dieser Kolumne wissen, dass ich zur Melodramatik neige und meine Abschlusskolumne wird keine Ausnahme sein.Ich war schon vor der Schwangerschaft ein sehr emotionaler Mensch, nah am Wasser gebaut, wie man so schön sagt. Seit der Schwangerschaft bin ich mittendrin in diesem Gewässer, wenn ich dieses Bild an dieser Stelle mal so weiterführen darf.
Und so schreibe ich diese Kolumne wirklich mit einem weinenden Auge, aber zwischendurch auch fluchend, weil ich mit Vodafone in der Warteschleife hänge und versuche, mein seit Tagen bestehendes Internetproblem zu lösen. Aber ich schweife ab. Das ist und war ein Erkennungsmerkmal dieser Kolumne: Ich bin ständig abgeschweift, dank dem tollen Redigat sind Ihnen die richtig großen Abschweifungen erspart geblieben.
Mit der Kolumne erwachsen werden
Aber ja, ich bin oft abgeschweift. Vom Thema abgekommen, wenn man so will. Es ging nie nur ums Dating, es ging um Ungerechtigkeiten, zu kleine Knöpfe auf Kleidern, Rassismus, den Genozid an den Tutsi, meine Familie, Vermissen, Tiefkühlpizzen – und Pandemie. Alles was mich bewegt und was ich mit Ihnen teilen wollte.
Ich habe durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen viel gelernt, nachgedacht und versucht, ein besserer Mensch zu werden. Ich bin durch diese Kolumne mutiger, selbstbewusster und ein Stück erwachsener geworden. Ich habe weniger Angst, traue mir mehr zu und bin da, wo es wichtig ist, lauter. Dafür bin ich dankbar.
Ich hatte schon als Kind immer sehr viel zu sagen und hatte das große Glück, dass meine Eltern mir zugehört haben. Da ist es mir nicht weiter aufgefallen, dass ich in einer Gesellschaft aufwuchs, die mir kein Gehör schenkte. In Ruanda als Tutsi-Mädchen, in Deutschland als Schwarze Frau.
Die gute Nachricht ist, dass es sich ändert. Langsam, aber es ändert sich. Es ist für mich immer noch schwer zu glauben, dass ich mittlerweile eine Plattform habe und meine Gedanken mit vielen Menschen teilen darf. Ich habe viele Ihrer Kommentare gelesen. Die netten, die fiesen, die konstruktiven und die von den Bots.
Danke, dass Sie mich begleitet haben, die Abschweifungen ausgehalten und zum Teil sogar gefeiert haben. Wir sehen uns wieder.
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