urdrüs wahre kolumne: Lesung bei Seelachs
Sie war 70, ich bin 53. Unsere Begegnung fand zur späten Frühstückszeit im Nordsee-Fisch-Imbiss an der Obernstraße statt. SIE hielt Folge 199 der Heftchenserie „Sophienlust – das Haus der glücklichen Kinder“ mit dem Titel „Die Spur führt zu Frederik“ der mir bislang unbekannten Autorin Aliza Korten in Händen und bat mich beim Verzehr eines Eibrötchens mit Seelachs, ihr die letzte Spalte dieses Werkes vorzulesen, da sie ihre Brille vergessen hatte und ihre Nichte wegen anderer Termine soeben das Lokal verlassen musste: „Bis heute Mittag will ich aber nicht mit dieser Ungewissheit über den Schluss leben.“ Und so las ich etwa 60 Zeilen, mit dem schönen finalen Akkord „Während drei Menschen und ein kleiner Hund dem Glück entgegenreisten, kehrte Denise mit ihren Getreuen und den Kindern ins Herrenhaus zurück, unter dessen schützendem Dach sich schon so viele Schicksale erfüllt hatten.“ Zum Abschied schenkte sie mir das noch ziemlich neuwertige Heft und pries mich mit den Worten: „Mit Ihrer Stimme, da sollten Sie in den Bundestag gehen, da merkt man doch, dass Sie es ehrlich meinen ...“ Bitteschön: Wo ist mein sicherer Listenplatz?
Nicht erst seit dem grünen Parteitag in Bremen kennen wir das Patentrezept der Herrschenden dieser Welt, sich im Falle von Unbotmäßigkeiten der niederen Stände einfach ein neues Volk zu wählen: nur zu! Nach dem Scheitern des Projekts 18 dürften doch in der FDP genügend Aspiranten für eine vorstandskompatible Basis zu finden sein ...
Rolf „Bully“ Herderhorst gehört als unionseigener Schutzmann zu jenen liebenswerten Figuren, die grundsätzlich so aus der Wäsche schauen, als ob sie am Vorabend Soleier, Labskaus, Bifi und Salzstangen so lange mit Boonekamp, Bullenschluck und Hemelinger Spezial vermengt hätten, bis der Menschheit ganzer Jammer ihnen auf direktem Wege über die Leber in die Mimik kriecht. Mit seiner parlamentarischen Anfrage „Wirbt die Ausländerbeauftragte des Landes Bremen für Kommunisten?“ machte sich dieser vorzügliche Getränksmann einmal mehr zur Witzfigur: Wer von den so genannten Parteifreunden ist derart zynisch, ihn immer wieder so dem öffentlichen Gespött preiszugeben? Bitte ein bisschen mehr christlichen Umgangston wahren!
Kaum wurde das traditionsreiche Brauhaus Beck von den Interbrew-Monopolpanschern aus der Frittenrepublik Belgien übernommen, da läuft dort auch schon ein Tankwagen mit Salpetersäure aus, die ja nun mit der Hopfen- und Malzrezeptur aus dem traditionsreichen Reinheitsgebot nix zu tun hat: “Niemand ist zu Schaden gekommen, es bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Bevölkerung!“ Na klar, auf Dauer gewöhnt der Organismus sich an alles ...
Morgen um 15 Uhr machen wir guten BremerInnen wieder mal Krieg dem nächsten Krieg auf dem Bahnhofsplatz, und am Montagabend geht es im Konsul-Hackfeld-Haus attac-mäßig zur Sache mit dem Schmieden eines Bündnisses gegen die serielle Millionenvernichtung durch das Space Park-Abenteuer. Viererketten und Banden bilden! Fordert auch Ulrich „Subcommandante“ Reineking
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