: Leservorwurf
Ich dachte, wir wären weiter
Schwarz-Rot-Gold als Illustration für rechtsnational. Schade. Ich dachte, wir wären weiter. Wie kann so etwas passieren? Das Titelblatt wird doch sicher in der Gesamtredaktion abgestimmt, oder meint ihr das etwa ernst? Gab’s dort sonst nichts zu fotografieren außer dieser Wetterfahne und dem Klohäuschen mit „NS“-Aufschrift? MATTHIAS HUFNAGEL, Hamburg
taz-Antwort
Wetterfahne der Marke Eigenbau
Lieber Matthias Hufnagel, in gewisser Weise kann ich Ihren Ärger nachvollziehen. Sie fragen: Wie kann man im Jahr 2013 einen taz-Titel über das NPD-Verbot mit Schwarz-Rot-Gold illustrieren? Natürlich halten wir nicht jeden Fußballfan, der zu WM-Zeiten mit Deutschlandfähnchen wedelt, für rechtsnational gesinnt oder gar für einen Neonazi. Allerdings zeigt das Titelfoto auch kein hippes WM-Accessoire, sondern eine Wetterfahne der Marke Eigenbau, die sich seit Jahren in einem Postlower Vorgarten dreht. Während das Anwesen verwittert, wird das Windrad liebevoll gepflegt und frisch lackiert. In diesem dörflichen Kontext steht es symbolisch für ein unauffälliges, extrem rechtes Milieu, in dem die „netten Neonazis von nebenan“ anschlussfähig sind. Klar, es gibt in Postlow viele andere Motive: Einfamilienhäuser mit Carports, einsturzgefährdete Bauten, eine kleine Straußenfarm. Aber eben keine NPD- oder Reichskriegsbeflaggung – falls Sie das meinten. Das „NS“-Graffito finde ich persönlich übrigens einen bestürzenden Anblick. Müsste nicht irgendwer es überpinseln? ASTRID GEISLER,
taz-Parlamentskorrespondentin