LeserInnenbriefe
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Problem nicht erkannt

betr.: „Als würde einer sterben“, taz vom 17. 9. 16

In ihrer eigenen Buchbeschreibung, beziehungsweise Lebensbeschreibung, zeigt Silke Burmester das Problem auf, ohne es zu erkennen: Für sie ist soziales Verhalten, also das Miteinander in einer Gemeinschaft mit anderen Erziehenden, das Gegenteil von einer eigenständigen Frau.

Es wäre allerdings tatsächlich schlimm, wenn das so wäre, denn dann wären nämlich alle Mütter und Väter, die sich in Gemeinschaften einbringen und ihren Teil besteuern – auch wenn es nur Kuchenbacken ist – keine eigenständigen Menschen. Vielleicht würde ihr das Loslassen leichter fallen, wenn sie sich weniger auf sich selbst konzentrieren würde und mehr im Miteinander leben könnte.

Und als Lösung der daraus resultierenden Problematik muss die Menopause herhalten. Wen kann denn die „Entwertung“ der Frau (was für ein Blödsinn!), und hier sind ja körperliche Maßstäbe genannt, treffen. Solche, die sich über Äußerlichkeiten definieren, oder solche, die sich über intellektuelle und soziale Werte im Miteinander als Mensch definieren?

ISABEL DÜRR, Wolfratshausen

Alter verschafft Spielräume

betr.: „Als würde einer sterben“, taz vom 17. 9. 16

Den Artikel habe ich mit wachsender Zustimmung und gleichfalls Wut gelesen.

Zwar habe ich den von Ihnen geschilderten Ablöseschmerz nicht erlebt, da ich kinderlos geblieben bin. Aber die Entwertung der einen Bevölkerungshälfte ab den Wechseljahren ist und bleibt kränkend. Es ist ja nicht nur der medizinisch-pharmakologische Komplex, der diese Frauen als Mängelwesen definiert (diese Tendenz ist ja auch schon vorher bei Frauen da), sondern der nach wie vor ungebrochene Jugend- und Schönheitswahn, der einen anschreit, kaum dass man auf die Straße tritt und einem auf Schritt und Tritt klar macht, dass man sich eigentlich verkrümeln soll.

Aber bei den körperlichen Veränderungen bleibt es ja nicht, sondern ich bemerke zunehmend auch ein geringschätziges Verhalten in der Öffentlichkeit.

Ich bin inzwischen 67 Jahre alt und muss seit Kurzem bemerken, dass man Alter bei Behörden, in Geschäften etc. gern mit Debilität gleichsetzt. Und wenn man sich dagegen wehrt, wird man als vergnatzte Alte gesehen.

Dabei lebe ich gern und das Alter verschafft einem zusätzliche Spielräume und Freiheiten, die ich auch genieße. Ich fühle mich in vielen Dingen viel sicherer und selbstbewusster und dem anderen Teil der Menschheit muss ich auch nicht mehr gefallen. Das hat auch etwas Befreiendes.

Leider ist es schwierig, mit gleichaltrigen Frauen darüber zu sprechen. Da herrscht viel Abwehr. Ich weiß nicht, warum. Na ja, vielleicht ändert sich das ja langsam. Wir sind schließlich viele!

ANNE RENNEMEIER, Hamburg

Einseitige Ansichten

betr.: „Menschen dürfen Tiere essen“, taz vom 20. 9. 16

Einseitige Ansichten, die der Ethiker Norbert Hoerster zur Rechtfertigung anführt. Er urteilt nach menschlichem Ermessen. Begründungen wie: Weiterlebensinterresse, Pläne machen, Nutztiere. Es sind menschliche Eigenschaften.

Es ist wenig sinnig zu sagen, weil wir Menschen sind, dürfen wir das. Tiere verfügen über komplexe Eigenschaften, zu denen wir Menschen niemals fähig wären. Ein totes Nutztier hat Glück, denn für ein Tier macht es keinen Unterschied, aus welchen auch immer angeführten Gründen es sterben muss.

Selbst nach menschlichem Ermessen „gut“ gehaltene Tiere müssen den Weg zur Schlachtbank gehen.

VERENA NIEMANN, Braunschweig

Eine gewagte Auffassung

betr.: „Menschen dürfen Tiere essen“, taz vom 20. 9. 16

Tiere haben nicht das gleiche Lebensrecht wie Menschen, ist eine ziemlich gewagte gesinnungsethische Grundauffassung. Die verantwortungsethische Aufgabe zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt ist dem Menschen von Gott aufgetragen, diese gilt es effektiv zu schützen.

Die Ehrfurcht vor dem Leben umfasst auch die Pflanzen und ihre jede Art soll nicht aussterben.

Tierwohl und Menschenwohl begegnen sich auf gleicher Augenhöhe, nur so ist der Respekt vor jedem Lebewesen moralisch/ethisch einzulösen. Deshalb kann eine Massentierhaltung und industrielle „Überproduktion“ an Fleisch für den Weltmarkt zur angeblichen Sicherung der Welternährung für die armen Länder kein erfolgversprechender Beitrag zur Bekämpfung des Hungers sein. THOMAS BARTSCH-HAUSCHILD, Hamburg