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LeserInnenbriefe

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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Kleine Ehrenrettung Merkels

betr.: „Syrien: Das dunkle Familiengeheimnis“, taz vom 6./7. 8. 16

Zur kleinen Ehrenrettung von Frau Merkel muss ich sagen, dass sie nicht allein für das Elend in Syrien verantwortlich zu machen ist. Allerdings war von vornherein die Devise von Außenminister Steinmeier verfehlt, der „nur Gespräche bringen Frieden“ für angemessen hielt, anstatt sich für eine Flugverbotszone einzusetzen, um dem Massenmorden von Baschar al-Assad entgegenzutreten. Diese Zerstörung und Gewalt ohne jegliche Sanktionierung von außen trug zum Aufstieg der Nusra-Front, des syrischen Al-Qaida Ablegers in Syrien, bei.

Neue Berichte über den Einsatz von Chlorgas erinnern daran, dass Syrien bis heute seine Bestände an chemischen Waffen nicht vollständig offengelegt hat, wie die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) berichtete. Der damals von Moskau eingefädelte Deal zur Vernichtung der Chemiewaffen hatte Barak Obama veranlasst, seine „rote Linie“ nicht einzuhalten und Abstand von militärischen Konsequenzen zu nehmen. Mit einer Flugverbotszone hätte nicht nur die Bevölkerung geschützt werden können, sondern auch die zivile Opposition mit ihren Selbstverwaltungsgremien wäre gestärkt worden, was zur Eindämmung der Dschihadisten hätte beitragen können. Hingegen wäre mit dem Fall Aleppos gleichfalls das Ende des Genfer Verhandlungsprozesses gekommen, denn zu verhandeln gäbe es dann wohl kaum noch etwas.

Deutsche PolitikerInnen wollen gerne die Fluchtursachen noch stärker bekämpfen, indem „wir die Lebensgrundlagen in ihren Heimatregionen erheblich verbessern“ (Laschet) – angesichts des Desasters in Syrien und des fehlenden Einsatzes der westlichen Welt ist dies an Zynismus kaum zu überbieten.

Helga Schneider-Ludorff, Oberursel

Noch mehr Malls

betr.: „Im Shopping-Imperium“, taz vom 8. 8. 16

Ein verdienstvoller Artikel, der die Entwicklung im Einzelhandel am Beispiel des Investors Harald Huth beleuchtet. Dadurch wird es mir erleichtert, vor Ort die Zukunft des Einzelhandels auszurechnen, wenn Huth eine Mall errichtet.

Zu ergänzen wäre noch, dass Huth in Berlin-Tegel das Tegel-Center samt Markthalle und ehemaligem Hertie-Kaufhaus übernommen hat und für 200 Millionen Euro sanieren will. Dabei soll eine Mall entstehen, die noch mehr Verkaufsfläche enthält als die nicht weit entfernten „Hallen am Borsigturm“. So sehr sich viele Menschen freuen, dass Karstadt innerhalb der Mall seit 30 Jahren sein erstes Kaufhaus errichten will, so sorgenvoll sehen sie die Zukunft der traditionsreichen Markthalle. Zu Recht, denn viele kleinen Standbetreiber stöhnen jetzt schon über die erhöhten Mieten. So sortiert Herr Huth seine Einzelhändler für das mittlere und höhere Preissegment.

Allerdings hat sich in den Artikel ein Fehler eingeschlichen: Malls kosten natürlich nicht „100.000 bis 300.000 Millionen Euro“, denn das sind jeweils 100 bis 300 Milliarden! Die Mall of Berlin am Leipziger Platz als größte Berlins kommt – wie im Artikel erwähnt – auf 1 Milliarde. Meinhard Schröder,Berlin

„Wer gegen Thiere grausam ist“

betr.: „Tierversuche: Völlig veraltete Methoden“, taz-LeserInnenzentrum vom 8. 8. 16

Neben dem Leid der Affen und der inhaltlichen Sinnlosigkeit der Tierversuche wurde ein Aspekt in der Diskussion nicht berücksichtigt, den niemand trefflicher formulierte als Schopenhauer in seinem Werk „Über die Grundlagen der Moral“: „Mitleid mit Thieren hängt mit der Güte des Charakters so genau zusammen, daß man zuversichtlich behaupten darf, wer gegen Thiere grausam ist, könne kein guter Mensch sein. Auch zeigt dieses Mitleid sich als aus derselben Quelle mit der gegen Menschen zu übenden Tugend entsprungen.“ FRANK LIEPOLD, Rheinstetten

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