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Lesben lieben ohne! -betr.: "Lesben lieben ohne Theorie", taz vom 26.5.88

Lesben

lieben ohne!

betr.: „Lesben lieben ohne Theorie“, taz vom 26.5.88

Auf eine Schlagzeile wie „Lesben lieben ohne! (Kondom) hätte ich mich ja noch eingelassen, da sie der Realität genüge tut. Abgesehen davon, daß es mich stört, wie du Lesben kategorisierst, kann ich Deine hochgeschraubten Ansprüche an die Veranstaltung nicht nachvollziehen. (...)

Das Pfingsttreffen ist ein Forum, das Gelegenheit zur Diskussion und Information über die verschiedenen politischen Vorgehensweisen ermöglicht. Es ist für eine Lesbe keine Frage, ob Widerstand oder nicht, denn sie muß ihn Tag für Tag leben. Lediglich wird diskutiert, ob und wie ein breiter Widerstand stattfinden soll (das bedeutet ja wohl „Bewegung“). Bewegung setze ich gleich mit Masse. Alle in eine Masse zu zwingen, hieße individuelle Meinungen, Bedürfnisse etc. weitgehend auszuschließen. Das also, was diese Gesellschaft täglich mit uns tut. Es ist nicht mein Weg, mich in eine solche anonyme, breiige Masse zu begeben.

Wenn während eines zweitätigen Treffens kein Konsens, kein großer gemeinsamer Nenner gefunden wird, so heißt das noch lange nicht, daß der kleinste gemeinsame Nenner „Wir schlafen eben alle mit Frauen“ ist. Unser Lesbischsein auf unsere Sexualität zu reduzieren, ist das Übelste, was Lesbe passieren kann. Diese Behauptung spiegelt die alltägliche Unterdrückung und Verachtung wider. (...) Renate, Hamburg 50

(...) Deinen Anspruch, Veranstaltungen sollten strukturierte Diskussionen zum Inhalt haben und weitestgehend einheitliche Ziele hervorbringen, halte ich für eine überzogene Idealvorstellung. Es gibt keine determinierte, starre Lesben -„Bewegung“. Ich überdenke doch meine Positionen und verändere mich. Deshalb lasse ich mich nicht in eine analysierte, kategorisierte Herden-„Bewegung“ einordnen, die gar nicht existiert.

Im übrigen handele ich jeden Tag mehr oder weniger politisch gegenüber den Diskriminierungs- und Vereinnahmungsversuchen des Patriarchats und versuche aus der bloßen Reaktionshaltung herauszutreten. (...) So wie meine Power nicht kontinuierlich sein kann, ist es auch nur möglich, „punktuell“ Widerstand zu leisten. (...) Mercedes Schmidt, Hamburg 50

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